Jan R. hat geschrieben:Bert Brac war kein eigentliches Sammelpseudonym. Im wesentlichen war das der Hamburger Musiker Carsten Bohn (Frumpy, Bandstand). Er ist auf über 170 Europa-Hörspielkassetten zu hören - bis auch andere, u.a. Heikedine Körting, damit begannen, sich dieses Namens zu bedienen. Das führte dazu, dass die Tantiemen nicht mehr sauber zugeordnet werden konnten.
Das stimmt nicht ganz genau. Bert Brac war ein Sammelpseudonym. Die Verwendung dieses Namens auf LPs der Miller International geht zurück bis Mitte der 1960er Jahre, genau wie sein Pendant »Claudius Brac«.
Das Pseudonym »Claudius Brac« wurde im Jahr 1966 geschaffen, um die Skript- und Regieangaben der ersten Hörspielproduktionen zu kennzeichen. Es steht für den Wort-Produzenten Prof. Dr. Andreas Erich Beurmann (Skripte) und seine damalige Lebesgefährtin Sieglinde Dziallas (Regie). Nach dem plötzlichen Tod von Frau Dziallas und dem damit verbundenen Regiewechsel an Konrad Halver wurde »Claudius Brac« nicht weiter verwendet. Anders dagegen das Pseudonym »Bert Brac«, welches für die Musikangaben herhalten musste. Es wurde fast durchgängig bis in die frühen 1980er Jahre sowohl bei Hörspielen als auch bei Musikveröffentlichungen benutzt, bis es dann von neueren Pseudonymen abgelöst wurde.
Warum wurde überhaupt das Pseudonym »Bert Brac« verwendet? Nun, das hatte lizenzrechtliche Gründe. Der Name »Bert Brac« war bei keiner Verwertungsgesellschaft (z.B. GEMA) als Mitglied gemeldet. Daher hatte die GEMA nicht den Auftrag für diesen Künstler Gebühren bei der Miller International einzufordern. Im Endeffekt bedeutete dies eine Kostenreduktion bei der Herstellung/Vermarktung von Hörspielen und Musikveröffentlichungen. Einnahmen für Bert Brac gab es nicht, aber entsprechend auch keine Ausgaben. Somit sind streng genommen alle unter Bert Brac deklarierten Musikstücke »GEMA-frei« (Hinweis: das ist nicht zu verwechseln mit urheberrechtsfrei/public domain).
Bzgl. Carsten Bohn war es so, dass für seine Musik das seinerzeit bereits existierende Pseudonym weiterhin angewendet wurde. Vertraglich war mit Bohn ausgemacht, dass er GEMA-freie Musik für Hörspielproduktionen abliefern sollte. Zur Verschleierung der wahren Autorenschaft wurde entsprechend »Bert Brac« auf die Hüllen gedruckt. Mitte der 80er Jahre hat Carsten Bohn dann seine Musik nachträglich bei der GEMA als seine Kompositionen angemeldet, was einen fast 25 Jahre andauernden Rechtsstreit über nicht ausgezahlte Tantiemen zur Folge hatte. Bohn hat dieses Verfahren letztinstanzlich gewonnen. Allerdings hat Sony (Rechtsnachfolger der Miller International) postwendend zurückgeklagt, um sich das Geld wg. Vertragsbruchs samt Zinsen zurückzuholen, da Bohn sich nicht daran gehalten hätte, GEMA-freie Musik zu produzieren.
Die Quelle auf die ich mich bzgl. der Angaben zu »Bert Brac« berufe ist der Urteilstext vom OLG Hamburg aus dem Jahr 2008 zum Prozess »Sony gg. Carsten Bohn« vor, den Bohn verloren hat. Ob er Rechtsmittel dagegen eingelegt hat, ist mir allerdings nicht bekannt. Wie auch immer, jedenfalls wird dort haarklein auseinandergesetzt, dass die Verwendung von »Bert Brac« allein dazu gedient hat, Kosten bei der GEMA einzusparen. Selbiges gilt entsprechend auch für das Schwester-Pseudonym »Betty George«, das im Wesentlichen Platzhalter bei symphonischen Orchestermusiken war.
In Hörspielkreisen wird oft behauptet, dass Bert Brac äquivalent zu Dr. Beurmann und Betty George zu Heikedine Körting sei. Das mag stimmen. Aber Tantiemen haben wohl beide nicht von der GEMA erhalten, da beide Pseudonyme nicht bei der GEMA als Mitglieder registriert sind.
Viele Grüße
Stefan