alte Schätze retten

Hier ist alles erlaubt, was nicht in "Deutsche Oldies" paßt.

Moderator: Manfred

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bitterarm
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alte Schätze retten

Beitrag von bitterarm »

Guten Tag allerseits, "klopf auf den Tisch", bin neu hier

vor 5 Tagen zog mein altes Mütterchen in ein Pflegheim um. Im Rahmen dessen darf ich derzeit die Wohnung auflösen. Ein KB100 samt 20 Bändern habe ich schon umweltgerecht entsorgt. Die Aufnahmen auf den Bändern stammten zumeist aus der Zeit von 1958 bis 1962 und wurden über die im Umfeld von Berlin empfangbaren UKW-Sender getätigt. In meinem Keller steht nun der Untersatz unter dem Sachwerk Olympia und dem KB100: ein Phono-Barschrank. Und unter dem alten Plattenspieler für ? und 78 U/min (Mono ohne Nadel, Baujahr etwa 1950, vor dem dem SW Olympia wurde damit ein Vorkriegs Philipps D38 Achen 3 polig gefüttert) befindet sich eine gut gefüllte Halterung mit Schellackplatten. Einige davon sind ziemlich abgenutzt, andere sehen wie neu aus. Diese Schallplatten stammen fast alle von Amiga und Nova und sind alle aus der Zeit vor 1960. Nun möchte diese Platten mein 88 jähriges Mütterchen gern hören, aber Mütterchen ist fast blind und hat kaputte Knochen und Finger. Damit kann sie nur noch mühevoll Kasetten wechseln, aber weder Platten auflegen noch CDs wechseln. Wobei bei Ihr ein so ein neumodsches TV-Gerät mit einem externen DVD-Player steht und damit sollte man ja auch eine Musikwiedergabe ermöglichen können und auf eine DVD sollten ja viele Stunden Musik raufpassen. Und diese DVD würde auch einmal am Tag das Personal hilfsbereit (tatsächlich ohne Pflegeaufpreis) wechseln ;-) .
*
Mit freundlichen Grüßen "rollt die kleine Kutsche über Stock und Stein ins Glück hinein" (trab trab trab) natürlich nur "wenn der weiße Flieder wieder blüht" und hofft auf Eure Hilfe.

PS:
Dieser Beitrag entsteht auf PC-Technik des Jahres 1998, auf einem ASUS P5A-B arbeitet ein K6-II+ 500 und ermöglicht mit W2KSP4 samt Opera die Nutzbarkeit des internets. Meine technischen Vorraussetzungen für eine Digitalisierung sind also dürftig. Und hat hier einer Praxis mit dem Audio Cleaning Lab von Magix? Kommt damit ein bluitiger Einsteiger (auch schon lange Mitglied im CuH) klar?
Hape

Re: alte Schätze retten

Beitrag von Hape »

Hallo

und zunächst mal herzlich willkommen in unserem Forum.

Zu den vielen technischen Dingen kann ich nichts beitragen, da ich die erwähnten Geräte nicht kenne. Zum Thema "blind" kann ich aber vielleicht etwas aufklären und weiterhelfen:

Wenn Ihre Mutter einen Kassettenrekorder bedienen kann, dann sollte sie auch in der Lage sein mit einem "DAISY-Player" (Digital Accessible Information System) umzugehen. Diese Geräte wurden speziell für blinde Menschen entwickelt und die Bedienung ist so gestaltet, dass die Grundfunktionen wie Abspielen, Pause, Stop, Vor- bzw. Zurückspringen auf der CD wie bei einem Kassettenrekorder funktionieren. Die Geräte haben relativ große gut fühlbare Tasten. Das System zielt insbesondere darauf ab, das blinde Menschen speziell für sie in Hörbüchereien produzierte Bücher abhören können. Neben den erwähnten Grundfunktionen erlauben diese Geräte auch das gezielte Auffinden von Seiten, Wörtern usw.. Außerdem kann man bei mehreren CDs Lesezeichen setzen, um sie dann später an dieser Stelle weiterzuhören.

Doch zur Minimalnutzung, nämlich dem reinen Hören, zurück: Die Geräte kommen auch mit normalen handelsüblichen CDs, CD-R, CD-RW und MP3 zurecht. Dort gehen dann nur die Grundfunktionen. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, sind sie in oder um Berlin zu Hause. Für weitere Informationen und eventuell auch eine Vorführung wenden Sie sich am Besten an den nächstgelegenen Blinden- und Sehbehindertenverein. In Berlin erreichen Sie diesen unter 0 30/8 95 88-0.

Liebe Grüße von

Hape
bitterarm
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Re: alte Schätze retten

Beitrag von bitterarm »

Ich danke für den Vorschlag, aber bei dem Preis dieser Geräte wird mir schlecht .. . Und ob der für die Sprachwiedergabe ausgelegte winzige Lautsprecher Musik so richtig wiedergeben kann? Denn Kopfhörer geht bei Mütterchen auch nicht. Aber zuerst mal muss ich ja die Schallplatten irgend wie digitalisieren. Na vielleicht kommen hier ja noch Vorschläge von "Jim, Jonny und Jonas", wobei ihr mir keinesfalls die "Sterne über'n Missisippi" runter holen sollt. Mütterchen konnte noch des Geld für das hier http://www.pearl.de/a-PX3373-1606.shtml?vid=917 zusammenkratzen. Jetzt nach dem Einzug ins Pflegeheim bleibt allerdings nichts mehr übrig, für so einen DAISY-Player ist also eh kein Geld da. Deshalb auch meine Vorstellung die Platten zu digitalisieren und gesammelt auf eine DVD/CD zu brennen. Das TV-Gerät dürfte mühelos die für Mütterchen erforderliche Lautstärke produzieren und mit der Panasonic TV-Bedienung kommt Mütterchen dank schönen großen Tasten ganz gut zurecht. Wobei ich mich für Eure Hilfe keinesfalls mit "Tulpen aus Amsterdam" bedanken kann.
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RF-Musiker
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Re: alte Schätze retten

Beitrag von RF-Musiker »

Also die Aussage
bitterarm hat geschrieben:... gut gefüllte Halterung mit Schellackplatten. Einige davon sind ziemlich abgenutzt, andere sehen wie neu aus. Diese Schallplatten stammen fast alle von Amiga und Nova und sind alle aus der Zeit vor 1960.
kann nicht ganz stimmen. Das Label Nova kam, soweit ich weiß, erst Mitte der 1970er Jahre auf, um gezielt Musik von DDR Komponisten zu vertreiben.
Diese Platten waren mit 10,10 M die billigsten LPs.
Ich vermute mal eher, dass die Schellacks alle von Amiga und Eterna waren.
Da es 50er Jahre Platten sind, lassen sich diese problemlos mit einem modernen Plattenspieler wiedergeben, wichtig ist nur, dass dieser mit einer Normalrillen-Abtastnadel und 78 U/min ausgestattet ist und am besten auch einen Entzerrervorverstärker enthält. Bei dem Teil von Pearl wird nicht gesagt, dass man für Schellackplatten eine andere Art Nadel braucht. Die dort enthaltene Nadel ist zu fein. Die speziell für Normalrillenplatten gedachten Nadeln sind zwar eigentlich für Platten, die vor 1945 entstanden, auch zu fein, aber bei den 50er Jahre Platten genau richtig.
Wichtig ist auch, dass DVD Player MP3s oft nur von CD spielen können.
Aber man bekommt eine Menge Schellackplatten auf so eine CD.
In Deiner Situation würde ich es so machen:
Von einem Bekannten dessen Laptop leihen, auf diesem das Gratis Progamm "Wave Pad" installieren und "iTunes".
Dann den Plattenspieler über ein geeignetes Kabel an den Laptop anschließen. Schellackplatten überspielen, wenn diese zu stark rauschen, mit den Funktionen des Programms die Höhen absenken. Die einzelnen Aufnahmen im WAV Format speichern.
Dann mit iTunes in das MP3 Format konvertieren, hierbei nehme ich die eigene Einstellung
- Datenrate bei Stereo 192 kBs
- mono (damit ist es bei 96 kBs)
und 32 kHz (diese Schellacks haben über 10 kHz eh kaum noch Höhen).
Die fertigen MP3s brenne ich auf eine CD oder mehrere. iTunes hat eine komfortable Funktion und teilt die CDs auf.
Oder wie wäre es, wenn Du ganz normale Audio CDs machst? Jede Schellack läuft pro Seite zwischen 2 und 3,5 Minuten, damit passen auf eine CD 23 bis 40 Plattenseiten (wenn ich mal von 25 cm Platten ausgehe).
Liebe Grüße
Ronny F
bitterarm
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Re: alte Schätze retten

Beitrag von bitterarm »

Danke, diese Idee und die Hinweise gefallen mir schon weit besser.
Aber da sind noch einige Fragen:
1.
Amiga sind die Platten mit dem blauen Label, Eterna mit dem roten Label - richtig ? Dann wirst Du mit Eterna Recht haben. Ich glaube die Eterna Platten sind jene mit Herbert Roth und Co. Das sind auch nur 2 bis 4 Stück. Der Schrank samt den Platten steht schon im Keller meiner neuen Wohnung - deshalb kann ich nicht alles gleich nachkucken.
2.
ich habe hier auch noch einen sehr alten PC mit WXP, der sollte für Wave Pad und das Brennen ausreichen. Aber hast Du nicht auch noch eine Alternative für iTunes als Konvertierungsprogramm? Für das Brennen habe ich WinOnCD 6 zur Verfügung - und die alte PC-Möhre läuft auch mit 2 tägiger Dauerlast beim Konvertieren von avi nach MPEG2 absolut stabil. :D
3.
ich muss erstmal noch ausprobieren, was Mütterchens 8 Jahre alter Samsung VHS- und DVD-Recoder so alles abspielen kann. Als Alternative steht bei Mütterchen auch noch ein neues "So nie" Radiogerät mit Kassettenteil und CD-Player und relativ großen Tasten (nur Mütterchens Finger sind für CDs zu kaputt). Und wenn alle Schallplatten auf eine CD rauf passen, dann bräuchte Mütterchen die CD ja nie wechseln. Sonst muss ich irgendwie noch einen billigen Blue-Ray-Player zum Anschluss an das TV-Gerät besorgen, die Dinger können bekanntlich (fast) alles abspielen - wohl auch eine DVD mit mp3 drauf. Und da sollten dann wohl alle ihre Schallplatten, auch die jüngeren aus den Zeiten von Bärbel Wachholz, Helga Brauer und "sing mei Sachse sing" gemeinsam raufpassen.
4.
ist die eigentlich zu feine Nadel des Gerätes von Pearl ein großes Problem für die Schellack-Platten? Oder kann man damit auch längere Zeit leben?
5.
Einige (ca. 10 Stück) der Platten sind ziemlich abgenutzt (ehemals Betriebskulturhaus, die wurden dort zusammen mit dem "es schwimmt ein Klavier im Fluss" entsorgt) und diese rauschen/knistern daher sehr heftig. Hast Du da auch noch einen leicht beherschbaren Tip?

Vielen Dank und mfG
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RF-Musiker
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Re: alte Schätze retten

Beitrag von RF-Musiker »

bitterarm hat geschrieben:Danke, diese Idee und die Hinweise gefallen mir schon weit besser.
Aber da sind noch einige Fragen:
1.
Amiga sind die Platten mit dem blauen Label, Eterna mit dem roten Label - richtig ?
Meistens. Es gab auch Amigas mit rotem Label. Amiga ist daran zu erkennen, dass 2 Tänzerinnen abgebildet sind und der Schriftzug in einer sehr verspielten Schrift vorliegt.
bitterarm hat geschrieben:Ich glaube die Eterna Platten sind jene mit Herbert Roth und Co. Das sind auch nur 2 bis 4 Stück.
Ja, man hatte damals auch schon mal Unterhaltungsmusik auch auf Eterna veröffentlicht.
bitterarm hat geschrieben:ich habe hier auch noch einen sehr alten PC mit WXP, der sollte für Wave Pad und das Brennen ausreichen. Aber hast Du nicht auch noch eine Alternative für iTunes als Konvertierungsprogramm?
Leider kosten diese Dinge Geld und ob sie bei Dir laufen, habe ich meine Zweifel. Wenn Du Dir mal einen PC leihst, wäre es besser.
bitterarm hat geschrieben:ich muss erstmal noch ausprobieren, was Mütterchens 8 Jahre alter Samsung VHS- und DVD-Recoder so alles abspielen kann.
Also ich kenne keinen DVD Player, der mit MP3s von einer DVD klar kommt.
bitterarm hat geschrieben: Als Alternative steht bei Mütterchen auch noch ein neues "So nie" Radiogerät mit Kassettenteil und CD-Player und relativ großen Tasten (nur Mütterchens Finger sind für CDs zu kaputt). Und wenn alle Schallplatten auf eine CD rauf passen, dann bräuchte Mütterchen die CD ja nie wechseln.
Wenn dieses Teil MP3 kann, dann passen auf eine MP3 CD ja mindestens 8 Stunden Musik.
bitterarm hat geschrieben:Sonst muss ich irgendwie noch einen billigen Blue-Ray-Player zum Anschluss an das TV-Gerät besorgen, die Dinger können bekanntlich (fast) alles abspielen - wohl auch eine DVD mit mp3 drauf.
Das ist gar nicht gesagt. Kann sein, dass dieses Teil sich an der Menge der MP3 Dateien stößt.
bitterarm hat geschrieben:ist die eigentlich zu feine Nadel des Gerätes von Pearl ein großes Problem für die Schellack-Platten? Oder kann man damit auch längere Zeit leben?
Die Platte wird fehlerhaft wiedergegeben, die Nadel dabei übermäßig verschlissen. Ohne eine spezielle Normalrillennadel geht es nicht.
bitterarm hat geschrieben:Einige (ca. 10 Stück) der Platten sind ziemlich abgenutzt (ehemals Betriebskulturhaus, die wurden dort zusammen mit dem "es schwimmt ein Klavier im Fluss" entsorgt) und diese rauschen/knistern daher sehr heftig. Hast Du da auch noch einen leicht beherschbaren Tip?
Gucke mal, ob Du gebraucht Steinberg Clean bekommen kannst, das läuft unter Windows XP und man kann damit entknacksen, entknistern und Entrauschen, Titel klanglich aneinander anpassen und dann davon sogar Audio CDs brennen.
Ebenso kannst Du den Anfang und das Ende entfernen, Ein- und Ausblenden hinzufügen.
Ich habe ja noch Steinberg Clean irgendwo, weiß nur nicht wo, weil es unter Vista nicht mehr will...
Liebe Grüße
Ronny F
bitterarm
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Re: alte Schätze retten

Beitrag von bitterarm »

Hallo,

ich danke für Deine Hilfe. Sobald das Gerät von Pearl eingetroffen ist und ich Zeit zum Probieren habe melde ich mich.
*
Bei dem alte Bar- und Phnoschrank hat der Tonarm vom Plattenspieler vorn einen Drehkopf mit 2 Nadeln. Ich werde mal bei Gelegenheit nachkucken, welche Beschriftung da dran steht.

Nochmals vielen Dank und ich verbleibe mfG
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RF-Musiker
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Re: alte Schätze retten

Beitrag von RF-Musiker »

bitterarm hat geschrieben:Bei dem alte Bar- und Phnoschrank hat der Tonarm vom Plattenspieler vorn einen Drehkopf mit 2 Nadeln.
Also in den 50er Jahren hatte man ja parallel Normal und Mikrorillenplatten und umschaltbare Tonabnehmer. Die Nadel müsste 2 Stifte haben und der Tonabnehmer eine Mechanik, die beim Drehen auf Rot und/oder M den kleineren Abtaststift auf die richtige Position bringt und beim Drehen auf Grün und/oder N den größeren.
Achtung: Auf keinen Fall Stereoplatten wiedergeben, diese werden beschädigt, da die Monotonabnehmer nicht in vertikaler Richtung nachgeben können, was dabei nötig ist.
Liebe Grüße
Ronny F
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