In der DDR gab es die Intershops, wo man Dinge aus dem Westen für Westgeld kaufen konnte.
Auch Schallplatten. Diese wirkten auf den ersten Blick, wie aus dem Westen importiert und waren als DDR-Schallplatte nur daran zu erkennen, dass auf dem Plattenlabel statt GEMA das Wort "AWA" stand und meistens nicht "Made in Western Germany" sondern "Made in Germany", weil die Platte eben zum Teil im Westen hergestellt wurde (Plattencover und Originalbestellnummer) und zum Teil im Osten (Herstellung der eigentlichen Platte).
Manchmal wichen die Titel der West- und Ostausgabe voneinander ab.
Das extremste Beispiel ist "Hithaus - Goldene Erinnerungen" von Polystar.
Die Ostausgabe ist am besten daran zu erkennen, dass sie ein Philips Plattenlabel hat und natürlich AWA statt GEMA.
Interessant ist, in welcher Hinsicht Ost- und Westversion abweichen.
"Karel Gott - Schiwago Melodie" (Weißt du wohin?) wurde ersetzt durch Orchester "Kai Warner - Dolannes-Melodie" (obwohl dieser Titel eigentlich erst wenige Jahre alt war). Nun ja, Dr. Schiwago war als Roman und natürlich auch als Film im Osten verboten - seltsam, dass gerade ein tschechoslowakischer Sänger dies sang.
"Club Indonesia - Steig in das Traumboot der Liebe" wurde auf der Ost-LP als "Caterina Valente - Steig in das Traumboot der Liebe" bezeichnet, vielleicht auch, weil die "Club Indonesia"-Titel in der DDR unter der Interpretenangabe "Caterina Valente" erschienen.
"Willy Hagara mit den Starlets - Casetta in Canada" - im Osten verschwieg man die Starlets bei der Interpretenangabe.
"Freddy - Heimweh (dort, wo die Blumen blüh'n)" wurde ersetzt durch "Hildegard Knef - Lieber Leierkastenmann", muss man nicht verstehen...
"Ivo Robić - Morgen" wurde ersetzt durch "Vicky Leandros - Ich Hab' Die Liebe Geseh'n", gut, also ein Jugoslawer darf nicht singen, dass uns morgen wieder das Glück lacht, aber eine Griechin darf bekennen, dass sie die Liebe gesehen hat...
Diese Hinweise sind für Gebrauchtkäufer nicht unwichtig.
Man hat sich auch die Mühe gemacht, für die Ostausgabe Extra Cover zu drucken, damit die Zensur nicht auffällt.
Hier ein Link zur Westversion: http://germancharts.com/showitem.asp?ti ... ngen&cat=a
Und hier einer zur Ostversion: http://www.musik-sammler.de/media/470457
Und hier einer generell zum Thema "Lizenzpressungen für den Intershop, die als Lizenzausgabe nicht gleich zu erkennen sind" http://www.kugin.de/Sonderproduktion/So ... ERSHOP.htm
Intershop-Platten - andere Titel dort
- RF-Musiker
- Gast
- Beiträge: 188
- Registriert: Freitag 15. Juli 2011, 20:21
- Wohnort: Berlin
Intershop-Platten - andere Titel dort
Liebe Grüße
Ronny F
Ronny F
Re: Intershop-Platten - andere Titel dort
Nun, es waren aber in der Regel Westdeutsche Kunden, die diese Platten im Intershop auf ihrer Reise in die "DDR" gekauft haben. Diese Intershop-Platten wurden ja eigens dafür produziert bzw. hergestellt und nur gegen D-Mark abgegeben. So kam harte Währung ins Land und nur das hat gezählt. Ich habe auch einige dieser LPs, die ausschliesslich in den Tourist-Shops der "DDR" verkauft worden sind. Einige davon sind heute gesuchte Raritäten. Auf dem Label war als Lizenzvergeber in der Regel dennoch "AWA" vermerkt. Label und Bestellnummer hingegen wiesen westdeutsche Merkmale auf.
So hatte z.B. meine "Rolling Stones" Intershop LP ein rot/schwarzes, in der Bundesrepublik so nie herausgegebenes Decca-Label und eine Bestellnummer, die denen der westlichen Decca-Pressungen entsprach, nämlich "SLK 17 100-P" Auch der Labeltext bzgl. Urheberrechte entsprach dem der bundesrepublikanischen Ausgaben. Allerdings enthält die Scheibe keinen GEMA, sondern einen "AWA"-Aufdruck.
Es handelt sich bei dieser LP um eine Lizenzübernahme des VEB Deutsche Schallplatten für den ausschließlichen Verkauf in den ex-"DDR"-Touristshops (Intershops).
Die LP wurde im ostdeutschen Preßwerk in Babelsberg hergestellt, das Cover in der Regel im Original vom westdeutschen Lizenzgeber geliefert (was ich im Fall der vorliegenden Stones-LP aus dem Decca-Verlag bezweifle, Druck- und Papierqualität entsprechen eindeutig "DDR"-Standards und der verwendete Klebstoff riecht auch entsprechend) . Konfektioniert wurde die LP in Babelsberg und dann zum Verkauf an die ostdeutschen Intershops ausgeliefert.
Als spezielle ostdeutsche Pressung ist die LP an der Art der Matrix-Prägung in der Auslaufrille sowie am AWA-Icon auf dem Label erkennbar.
Es gab noch zwei weitere "AWA"-Touristshop-Pressungen der "DDR" von Rolling Stones Alben, nämlich "Tattoo You" und "Still Life" (1982, bzw. 1983)
In dem von dir oben angegebenen Link mit Auflistung der Intershop-Sonderausgaben sind diese Rolling Stones LPs, von denen ich hier schreibe, übrigens nicht enthalten.
Grüße
Rudi
So hatte z.B. meine "Rolling Stones" Intershop LP ein rot/schwarzes, in der Bundesrepublik so nie herausgegebenes Decca-Label und eine Bestellnummer, die denen der westlichen Decca-Pressungen entsprach, nämlich "SLK 17 100-P" Auch der Labeltext bzgl. Urheberrechte entsprach dem der bundesrepublikanischen Ausgaben. Allerdings enthält die Scheibe keinen GEMA, sondern einen "AWA"-Aufdruck.
Es handelt sich bei dieser LP um eine Lizenzübernahme des VEB Deutsche Schallplatten für den ausschließlichen Verkauf in den ex-"DDR"-Touristshops (Intershops).
Die LP wurde im ostdeutschen Preßwerk in Babelsberg hergestellt, das Cover in der Regel im Original vom westdeutschen Lizenzgeber geliefert (was ich im Fall der vorliegenden Stones-LP aus dem Decca-Verlag bezweifle, Druck- und Papierqualität entsprechen eindeutig "DDR"-Standards und der verwendete Klebstoff riecht auch entsprechend) . Konfektioniert wurde die LP in Babelsberg und dann zum Verkauf an die ostdeutschen Intershops ausgeliefert.
Als spezielle ostdeutsche Pressung ist die LP an der Art der Matrix-Prägung in der Auslaufrille sowie am AWA-Icon auf dem Label erkennbar.
Es gab noch zwei weitere "AWA"-Touristshop-Pressungen der "DDR" von Rolling Stones Alben, nämlich "Tattoo You" und "Still Life" (1982, bzw. 1983)
In dem von dir oben angegebenen Link mit Auflistung der Intershop-Sonderausgaben sind diese Rolling Stones LPs, von denen ich hier schreibe, übrigens nicht enthalten.
Grüße
Rudi
Somebody was trying to tell me that CDs are better than vinyl because they don't have any surface noise. I said, "Listen, mate, -life- has surface noise..." John Peel
- RF-Musiker
- Gast
- Beiträge: 188
- Registriert: Freitag 15. Juli 2011, 20:21
- Wohnort: Berlin
Re: Intershop-Platten - andere Titel dort
Also, ob der Kunde aus der Bundesrepublik war und die Platte dann an seine Ostverwandschaft verschenkte oder die Ostverwandschaft Westgeld bekam, dieses in Forumschecks tauschte und dann die Platte kaufte, ist nebensächlich. Diese Platten hatten als Zielgruppe die DDR-Bürger.Rudi hat geschrieben:Nun, es waren aber in der Regel Westdeutsche Kunden, die diese Platten im Intershop auf ihrer Reise in die "DDR" gekauft haben.
Liebe Grüße
Ronny F
Ronny F
- RF-Musiker
- Gast
- Beiträge: 188
- Registriert: Freitag 15. Juli 2011, 20:21
- Wohnort: Berlin
Re: Intershop-Platten - andere Titel dort
Hat zwar nichts mit dem Thema "Intershop-Platten" zu tun, aber mit dem Thema "Wie man in der DDR den Bürger für dumm verkaufen will".
Von der Karel Gott LP "Guten Abend - Gute Laune" gibt es zwei Versionen im Handel, die aber vom Inhalt auf der Platte selber identisch sind.
Die Polydor-Version:

Und die Amiga Version:

bei dieser achtete man peinlich darauf, die Herkunft der Aufnahme zu verschleiern. So heißt es "Übernahme von Supraphon".
Auf Facebook fragte ich Supraphon und sie meinten, es sei keine Produktion von ihnen.
Mehr als seltsam...
Von der Karel Gott LP "Guten Abend - Gute Laune" gibt es zwei Versionen im Handel, die aber vom Inhalt auf der Platte selber identisch sind.
Die Polydor-Version:

Und die Amiga Version:

bei dieser achtete man peinlich darauf, die Herkunft der Aufnahme zu verschleiern. So heißt es "Übernahme von Supraphon".
Auf Facebook fragte ich Supraphon und sie meinten, es sei keine Produktion von ihnen.
Mehr als seltsam...
Liebe Grüße
Ronny F
Ronny F
- Thorsten
- Gast
- Beiträge: 537
- Registriert: Mittwoch 8. September 2010, 23:58
- Wohnort: Bremen
- Kontaktdaten:
Intershop-Pressungen
Moin moin,
wenn man mal die paranoiden Anteil in der DDR Nomenklatura und bei heutigen Sammlern abzieht, dann bleibt unterm Strich: Die Intershop-Ausgaben wurden einzig und allein zu dem Zweck produziert, um Devisen ins Land zu holen.
Darüberhinaus ist es ein spannendes Thema der deutsch-deutschen Kulturgeschichte, das immer noch im Nebel liegt.
Ich bin darauf gestoßen, als ich in den 90ern einen Stapel Intershop-Pressungen der Beatles bzw. Paul McCartney in die Hand bekam und habe dann in der Folgezeit mit einem Sammler in Dessau stapelweise Intershop-Pressungen gegen Beatles-Platten getauscht...
So kam ein ziemliches Sammelsurium an Intershop-Pressungen in meine Sammlung, die auf keinerlei zielstrebige Strategie schließen läßt.
Es waren alle Genres und alle Plattenfirmen daran beteiligt.
Ich habe gezielt in der Lizenzabteilung bei EMI und bei der damaligen Polydor nachgefragt, um etwas darüber herauszubekommen, wie diese Deals abgewickelt wurden. Achselzucken. Unkenntnis. Keiner weiss was und niemand war daran beteiligt.
Das kann nicht sein. Welches Interesse die DDR an diesen Lizenzpressungen hatte, ist klar (s.o.). Aber was bekamen die deutschen Plattenfirmen dafür? Und warum dieser Aufwand und dieser Umweg? Die Intershop-Pressungen stammen hauptsächlich und fast ausschliesslich aus den 80er Jahren. Seinerzeit kamen aber auch schon stapelweise Lizenzpressungen von Amiga ganz regulär in die DDR-Laden. Und zwar überwiegend aus westdeutschen Produktionen und aus dem Schlagerbereich. Die Amiga Lizenzausgaben waren aber nicht mit den Intershop-Pressungen identisch. Also ging es wirklich nur um die Devisen-Beschaffung? Oder gab es noch andere Zusammenhänge?
Ich wäre sehr dankbar, wenn jemand von Euch diesen Nebel etwas lichten könnte. Aber bitte keine Verschwörungstheorien.
Thorsten
wenn man mal die paranoiden Anteil in der DDR Nomenklatura und bei heutigen Sammlern abzieht, dann bleibt unterm Strich: Die Intershop-Ausgaben wurden einzig und allein zu dem Zweck produziert, um Devisen ins Land zu holen.
Darüberhinaus ist es ein spannendes Thema der deutsch-deutschen Kulturgeschichte, das immer noch im Nebel liegt.
Ich bin darauf gestoßen, als ich in den 90ern einen Stapel Intershop-Pressungen der Beatles bzw. Paul McCartney in die Hand bekam und habe dann in der Folgezeit mit einem Sammler in Dessau stapelweise Intershop-Pressungen gegen Beatles-Platten getauscht...
So kam ein ziemliches Sammelsurium an Intershop-Pressungen in meine Sammlung, die auf keinerlei zielstrebige Strategie schließen läßt.
Es waren alle Genres und alle Plattenfirmen daran beteiligt.
Ich habe gezielt in der Lizenzabteilung bei EMI und bei der damaligen Polydor nachgefragt, um etwas darüber herauszubekommen, wie diese Deals abgewickelt wurden. Achselzucken. Unkenntnis. Keiner weiss was und niemand war daran beteiligt.
Das kann nicht sein. Welches Interesse die DDR an diesen Lizenzpressungen hatte, ist klar (s.o.). Aber was bekamen die deutschen Plattenfirmen dafür? Und warum dieser Aufwand und dieser Umweg? Die Intershop-Pressungen stammen hauptsächlich und fast ausschliesslich aus den 80er Jahren. Seinerzeit kamen aber auch schon stapelweise Lizenzpressungen von Amiga ganz regulär in die DDR-Laden. Und zwar überwiegend aus westdeutschen Produktionen und aus dem Schlagerbereich. Die Amiga Lizenzausgaben waren aber nicht mit den Intershop-Pressungen identisch. Also ging es wirklich nur um die Devisen-Beschaffung? Oder gab es noch andere Zusammenhänge?
Ich wäre sehr dankbar, wenn jemand von Euch diesen Nebel etwas lichten könnte. Aber bitte keine Verschwörungstheorien.
Thorsten
meine Homepage: www.kultur-buch.de
- RF-Musiker
- Gast
- Beiträge: 188
- Registriert: Freitag 15. Juli 2011, 20:21
- Wohnort: Berlin
Re: Intershop-Platten - andere Titel dort
Nun, die Intershop-Platten brachten Devisen ein, die normalen Lizenzplatten nicht.
Zudem waren ja in den anderen sozialistischen Ländern Lizenzplatten wesentlich teurer, als "normale", in der DDR kostete jede Amiga 16,10 M (außer Musical und Operette, die waren bei 12,10 M).
Ich vermute, dass die Intershopausgaben die "normalen Lizenzplatten" sponsorten. Schließlich zahlte die DDR nur einen kleinen Bruchteil des Verkaufspreises als Lizenz an die West-Plattenfirma.
Im Intershop kosteten die Platten ja 18 DM und später 19,50 DM.
Ebenso vermute ich, dass es den westlichen Plattenfirmen ein wenig peinlich ist und sie eben diesen Teil der Firmengeschichte gerne unter den Tisch fallen lassen.
Damals war ja auch meine Vermutung (und ist sie es noch heute), dass die DDR für die westlichen Firmen presste und bei der Gelegenheit auch Exemplare für den Eigenbedarf herstellte.
Zudem waren ja in den anderen sozialistischen Ländern Lizenzplatten wesentlich teurer, als "normale", in der DDR kostete jede Amiga 16,10 M (außer Musical und Operette, die waren bei 12,10 M).
Ich vermute, dass die Intershopausgaben die "normalen Lizenzplatten" sponsorten. Schließlich zahlte die DDR nur einen kleinen Bruchteil des Verkaufspreises als Lizenz an die West-Plattenfirma.
Im Intershop kosteten die Platten ja 18 DM und später 19,50 DM.
Ebenso vermute ich, dass es den westlichen Plattenfirmen ein wenig peinlich ist und sie eben diesen Teil der Firmengeschichte gerne unter den Tisch fallen lassen.
Damals war ja auch meine Vermutung (und ist sie es noch heute), dass die DDR für die westlichen Firmen presste und bei der Gelegenheit auch Exemplare für den Eigenbedarf herstellte.
Bei den normalen Lizenzplatten ging es darum, den Bedarf der Bevölkerung zu decken. Viele bekam ich in der Bibliothek zu Gesicht, im Handel dagegen waren sie zu schnell ausverkauft.Also ging es wirklich nur um die Devisen-Beschaffung?
Liebe Grüße
Ronny F
Ronny F
- gerd
- Gast
- Beiträge: 123
- Registriert: Sonntag 24. August 2008, 09:01
- Wohnort: www.ostallgäu.de
Re: Intershop-Platten - andere Titel dort
Die NOVA LPs (Ernst Busch, Gisela May und ähnliches) kosteten nur 10,10 M.
Um zur Quelle zu kommen mußt du gegen den Strom schwimmen.
- RF-Musiker
- Gast
- Beiträge: 188
- Registriert: Freitag 15. Juli 2011, 20:21
- Wohnort: Berlin
Re: Intershop-Platten - andere Titel dort
Von Eterna, Nova, Aurora war keine Rede...RF-Musiker hat geschrieben:in der DDR kostete jede Amiga 16,10 M (außer Musical und Operette, die waren bei 12,10 M).
Liebe Grüße
Ronny F
Ronny F