Altenau. Die Idee der Castingshow ist keine des 21. Jahrhunderts, so etwas gab es auch schon vor mehr als 40 Jahren. Manfred Berger aus Altenau erhielt damals einen Plattenvertrag.
Dabei startete das Berufsleben des gerade 71Jahre alt gewordenen Berger ganz sachlich. Betriebsschlosser und Elektroschweißer lernte der gebürtige Wolfenbüttler, wechselte nach einigen Jahren im Beruf aber in die Versicherungsbranche, wo er dann schnell für eine Geschäftsstelle mit vielen Außendienst-Mitarbeitern verantwortlich zeichnete.
Die Liebe zur Musik, zum Singen, die hatte er jedoch von klein auf. „Heute Nachwuchs, morgen ein Star“, erinnert sich Berger, „hieß eine Art Casting-Wettbewerb“, der sich allerdings über viele Wochen und Monate hinzog. Berger traute sich. Zunächst behauptete er sich beim regionalen Entscheid, dann beim Landesentscheid und schließlich beim Bundesentscheid. „Wir Dusselköppe haben unsere Arbeit gemacht“, sagt Berger schmunzelnd, „und die Veranstalter haben sich dusselig verdient.“ Doch trotz des Erfolges auf der Bühne wollte er nie seinen Job aufgeben.
Beim Bundesentscheid schließlich interpretierte Berger einen Song von Udo Jürgens und „Delilah“ von „Tiger“ Tom Jones. Das gelang so gut, dass ihm ein Plattenvertrag angeboten wurde. Auch ein Fernsehsender bot ihm einen Job an. „Ich sollte in einer Krimi-Serie einen Sänger spielen, über mehrere Folgen“, schildert Berger. Er entschied sich für den Plattenvertrag.
Dort hatte er jedoch nur herzlich wenig Mitspracherecht. „Ich hatte keinen Einfluss auf die musikalische Ausrichtung“, sagt er. „Der Vertrag wird gemacht und wir sagen dir, was du singst“, zitiert er sinngemäß aus den Verhandlungen von damals.
Immerhin zwei recht erfolgreiche Singles sind daraus geworden. „Träum heut’ und küss mich morgen“ war der erste Erfolg, der es nicht nur in die Hitparaden schaffte, sondern auch auf den Sampler „Hit 67 – Die große Star- und Schlager-Parade“. Neben den einstigen Showgrößen Caterina Valente, Manuela, Tony Marschall und Drafi Deutscher war der siebte Interpret auf der ersten Platte des Doppelalbums eben Manfred Berger.
Mit „Morgen schon“ wurde noch eine zweite Single mit Manfred Berger veröffentlicht, doch dann warf seinen Produzenten ein gesundheitlicher Schicksalsschlag aus dem Rennen. „Der wurde schneller fallen gelassen als eine heiße Kartoffel“, erlebte Berger die Branche nicht als sonderlich sozial. Klar, er hätte sich einen neuen Produzenten suchen können, doch „ich hatte abzuwägen, den festen Job mit etwa 30 Mitarbeitern, die ich zu betreuen hatte, oder das Lotterleben.“ Und so blieb er dem Versicherungswesen und dem Harz bis heute verbunden.
Mit „Manfred Bergers Tanz- und Showband“ war er in den 70er Jahren fast wöchentlich von Mittwoch bis Samstag im Einsatz. Doch nach einigen Jahren konzentrierten sich die Bandmitglieder auf ihre beruflichen Karrieren. Als Alleinunterhalter spielte er auch noch Oldies und Schlager, jetzt singt er höchstens noch einmal im Freundeskreis.
Was geblieben ist, sind viele Andenken, die man bei einem Besuch in seinem Bierstüb´l „Schneewittchen“ in Altenau betrachten kann. Und viele Anekdoten, die er bei seinen Auftritten mit den damaligen Größen der Szene erlebte und die er dann und wann bei einem gemütlichen Glas erzählt. Dieser Artikel stand im Januar 2014 in der Goslarsche Zeitung