25. Mai 2014 - Rixdorfer Sänger - Erinnern Sie sich?

Die Titel zur gespielten Langspielplatte der Woche

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25. Mai 2014 - Rixdorfer Sänger - Erinnern Sie sich?

Beitrag von Redaktion »

Sonntag 25. Mai 2014 – 12.00 Uhr
Rixdorfer Sänger - Erinnern Sie sich? – Schlager von einst
Philips 840 432 PY (1963)

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Seite A (Potpourri)

Ich hab’ das Fräulein Helen’ baden ’sehn

(Raymond / Grünbaum)

Mein Herz, das ist ein Bienenhaus
(Teich)

Puppchen, du bist mein Augenstern
(J. Gilbert)

Mit dir, mit dir möcht’ ich am Sonntag angeln gehen
(Walter Kollo / Rideamus)

Komm in meine Liebeslaube
(Hoschna / Alberts)

O Donna Clara!
(Petersburski / Beda)

Schorschl, ach kauf mir doch ein Automobil
(Thurban)

Was machst du mit dem Knie, lieber Hans
(Fall / Beda)

Wo sind deine Haare, August?
(Fall / Beda)

Ausgerechnet Bananen
(Silver / Cohn / Beda)

Oh, meine Muff ist weg (Am Bosporus)
(Lincke)

Mein Papagei frißt keine harten Eier
(Walter Kollo / Frey)

Heut’ war ich bei der Frieda
(Cowler / Rotter)

Schiebermaxe
(Walter Kollo / Frey)

Wen ich die blonde Inge
(Schwarz)

War einst ein Mädchen, weiß wie Schnee
(Mueller / Schulz / Wiczynski)

Was kann der Sigismund dafür (aus „Im weißen Rössl“)
(Benatzky)

Warum hast du so traurige Augen?
(Willi Kollo / Pflanza)

Gehn wir noch ins Café
(Lincke / Schönfeld)

Gehn wir mal zu Hagenbeck
(Gilbert / Schönfeld)

Pauline geht tanzen
(Kollo / Bernauer / Schanzer)

Mädel, jung gefreit
(Kollo)

Hinter’m Ofen sitzt ’ne Maus
(Lincke / Steidl)

Darf ich um den nächsten Tango bitten?
(Rosen / Schwabach)

Im Hotel zur Nachtigall
(Weiß / Schick, Eisner)

Bis früh um fünfe, süße Maus
(Lincke)



Seite B (Potpourri)

Ja, das haben die Mädchen so gerne

(J. Gilbert / A. Schönfeld)

Mariechen, du süßes Viehchen
(Sterny-Courpuin / P. Lincke)

In einer kleinen Konditorei
(F. Raymond / E. Neubach)

Komm, mein Schatz, wir trinken ein Likörchen
(P. Preil)

Ist denn kein Stuhl da, für meine Hulda
(W. Wolff)

Kleine Mädchen müssen schlafen gehn
(W. Kollo / W. Wolff, H. Haller)

Hallo! du süße Klingelfee
(R. Stolz / A. Rebner)

Eine Miezekatze hat ’se
(F. Stafford / Ch. Amberg)

Komm, hilf mir mal die Rolle drehn
(W. Kollo / H. Frey)

Schöner Gigolo, armer Gigolo
(L. Casucci / : Brammer)

Waldeslust
(Volksweise)

Was macht der Maier am Himalaya
(A. Profes / F. Rotter, O. Stransky)

Die schöne Adrienne
(H. Leopoldi / Wauwau)

Wo hast du nur die schönen blauen Augen her?
(Ralph Erwin / R. Katscher)

Die Polizei, die regelt den Verkehr
(F. Stafford / Ch. Amberg)

Wenn du meine Tante siehst
(R. Nelson / R. Schanzer, E. Welisch)

Wenn du denkst, der Mond geht unter
(C. Wappaus, G. Krier / R. Steidl)

Valencia
(J. Padilla / F. Conta)

Es geht die Lou lila
(R. Katscher / Beda)

Es war einmal ein Musikus
(F. Schwarz)

Mein Schatz ist bei der grünen Polizei
(G. Nettelmann / F. Hedessen)

Es gibt im Leben manches Mal Momente
(W. Bromme / W. Steinberg, R. Gilbert)

Männe, hak mir mal die Taille auf!
(J. Gilbert / G. Okonkowski, A. Schönfeld)

Mein Liebling heißt Mädi
(V. Rose / Beda)




(Wiederholung: Freitag, 30. Mai 2014, 20.00 Uhr)



Plattentext:

Je oller – je doller!

Die Moden wechseln unaufhörlich. Selbst Uniformen, von Staatsformen ganz zu schweigen, ändern sich, wenn auch weniger schnell. Aber die Schlager von einst sind so lebendig wie eh und je. Heute noch singt man „Mein Schatz ist bei der grünen Polizei“, obwohl es längst heißen müsste, bei der blauen Polizei, was aber missverstanden werden könnte.

Ähnlich wie die Tageszeitung, deren Meldungen schnell veralten, wirkt auch der ehedem aktuelle Schlagertext mit den Jahren immer origineller. Das Schicksal der Husaren, der als „schöner, armer Gigolo“ in den zwanziger Jahren das Brot des Eintänzers essen wollte, braucht uns heute nicht mehr zu bekümmern.

Doch echte Schlager sind immer aktiv. Wenn es auch kein Rixdorf mehr gibt – das vormalige Fischerdorf Kölln am Südufer der Spree, das dann später in Berlin-Neukölln umgetauft wurde -, so gibt es doch noch die Rixdorfer Musike, zu der einst Franz mit seiner Rieke tanzte. Diese „Musike“ hat die ganze Welt erobert. Die Donna Clara trällert sie in Valencia, und der Maier pfeift sie am Himalaya. Und die Rixdorfer Sänger, muntere Männer unserer Zeit, die Gold in der Kehle haben, bestärken uns in der Annahme, dass man zu ihren fünfzig Schlagern aus den letzten fünfzig Jahren mindestens ein weiteres halbes Jahrhundert lang tanzen wird. Ähnlich wie bei gutem Wein sind ja auch die älteren Schlagerjahrgänge beileibe nicht die schwächeren. Im Gegenteil: je oller, je doller! So erlebte das Chorlied von Paul Lincke, „Bis früh um fünfe, süße Maus“, bereits 1899 seine Uraufführung. Wieviel süße Mäuse mögen seither mit Gesang hinter dem Ofen hervorgelockt worden sein? Das Wunderbare dabei ist, dass die Backfische von einst sich ihr jugendliches Alter bewahrt haben. Als Walter Kollo in seiner Posse „Große Rosinen“ einer gewissen „Pauline“ ein Walzerduett widmete, war diese vielversprechende Ballratte erst siebzehn Jahre alt. Siebenundsechzig ist sie mittlerweile jung. Darum dürfte das „Puppchen“ Großvaters „Augenstern“ geblieben sein. Das Anschwärmen wird ihm umso leichter fallen, als die Zeiten ja längst vorbei sind, wo die Eheliebste bitten musste: „Komm, hilf mir mal die Rolle drehn, du bist so dick und stramm!“ Heute mangelt man elektrisch.

Trotzdem: eine klassische Nummer. Kein Geringerer als Gerhart Hauptmann hat das Lied aus dem Jahre 1908 zwei Jahrzehnte später in sein Schauspiel „Dorothea Angermann“ aufgenommen. Bedurfte es noch dieses Beweises, dass der echte Schlager eben keine Eintagsschnulze ist, sondern dem Volkslied verwandt? Wenigstens um einige Ecken …

Unter Umständen hält die zeitüberdauernde Wahrheit, die in jedem besseren Schlager steckt, sogar der wissenschaftlichen Nachprüfung stand. Was der Urgroßvater schon vor dem Raketenzeitalter wusste, „Wenn du denkst, der Mond geht unter, der geht nicht unter“, das muss sein raumfliegender Nachfahre bestätigen: „Es scheint nur so!“

Kurzum: Möge das „Wirtschaftswunder“ so lange währen wie die Schlager von einst, welche die Kaiserzeit und spätere Zeiten überdauert und dabei nichts von ihrem Schwung eingebüßt haben! Es wäre doch schade, wenn man seiner süßen Klingelfee, seinem Mädi beim Likörchen den Wunsch abschlagen müsste: „Schorschl, ach kauf mir doch ein Automobil!“
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