memoryRadio

Hallo,
ich sammle nun schon seit mehreren Jahren Single-Schallplatten. Hin und wieder fallen mir bestimmte Markierungen auf den Plattenhüllen auf. Neben Platten, die den Namensstempel bzw. -aufkleber des Rundfunkmoderators oder Discjockeys tragen, habe ich einige Singles mit folgenden Markierungen auf dem Cover:

- ein großes "R" (umrandet und nicht umrandet)
- ein durchstoßenes Loch in der Mitte
- kreisrunde oder sternförmige ausgestanzte Löcher am linken oder rechten oberen Rand

Ich möchte daher einmal fragen, ob mir jemand sagen kann, was diese Markierungen im einzelnen zu bedeuten haben.

Liebe Grüße
Enrico.

Hallo Enrico,

die Platten mit den von Dir erwähnten "Markierungen" ("R" steht für "Rest" oder "Remittende", die Löcher werden auch "cut outs" genannt) sind entweder Rückläufer, also Platten die vom Handel nicht zu den damals gebundenen Preisen verkauft werden konnten und an den Großhändler zurückgegangen sind, oder Lager und Restbestände von den Plattenfirmen aus dem Programm genommener Titel , also Scheiben, die zwar hergestellt, aber mangels Nachfrage nicht in den Handel gelangt sind und dann aus dem Katalog gestrichen worden sind.
Sie wurden dann entsprechend markiert um sie später zu stark herabgesetzen Sonderpreisen erneut in den Handel zu bringen (oft auf Wühltischen oder als Sonderaktionen).
Die Markierungen hat man vorgenommen, damit man sie als reduzierte Ware oder Sonderposten erkennt und Händler nicht in Versuchung gebracht werden konnten, diese Platten doch wieder zum regulären Preis zu verkaufen.

Bei Schallplattensammlern haben diese Tonträger wegen der Beschädigungen oder Stempel oft einen geringeren Wert als reguläre Exemplare, das kommt natürlich auf die Häufigkeit der Pressung an.

Grüße
Rudi

Hallo Enrico,

das durchgestossene grosse Loch in der Mitte tut natürlich jedem Sammler weh und ist auch der Grund, warum die Bildhüllen oft rarer sind als die Platten selber!
Diese Unsitte haben die Musik-Box-Aufsteller eingeführt. Als sie die Musikboxen bestückt haben, wurden die Cover nicht gebraucht, weil ja nur die Scheiben einsortiert wurden. Beim wieder aussortieren waren die Hüllen entweder sowieso schon weggeworfen, oder aber der "Kerl" machte sich nicht die Mühe die richtige Platte in die richtige Hülle zu stecken, sondern nahm jeweils einfach die erstbeste. Das Loch wurde genau in der Grösse des Labels rausgestochen, so konnte der Händler die Platte dennoch gut schützen, und sah auf den ersten Blick in der Mitte um welche Scheibe es sich handelt. Das so zerstörte Cover ist natürlich nur noch Müll...

Lieben Gruss,

Michael

Ich glaube mit "durchstoßenem Loch" sind die kleinen Löcher von "Ariola" gemeint (80er Jahre).
ich habe mal Versandkartons vom Ariola gesehen, da konnte man sehen, dass mit einer großen Nadel oder einem Bohrer der ganze Karton samt Cover "gelocht" wurde, Gut dass eine Platte in der MItte ein Loch hat, so dass diese nicht beschädigt wurde.
Grund ist wohl, dass man so die Platten nicht erst aus dem Karton nehmen musste, um sie wie früher mit "A" oder "R" zu stempeln (bei anderen Firmen, bei Ariola sind mir gestempelte nie oder selten begegnet)

Gruß
Jörg

Hallo,
vielen Dank für die superschnellen und sehr informativen Antworten. Ich habe genau so eine Platte, in der nicht nur ein kleines Loch (eventuell mit Bleistift?) durchstoßen wurde, sondern in der Größe des Labels die Hülle ausgeschnitten wurde. Diese ist in der Tat nur noch Schrott.
Das kleine Loch, ich nenne es jetzt mal Bleistiftloch, stört mich nicht so doll. Wenn dadurch kenntlich gemacht wurde, daß die Platte nicht besonders lief, so daß sie später zum günstigeren Preis verkauft werden sollte, sagt das ja auch etwas über die Käufervorlieben in der damaligen Zeit aus.
Es fällt mir auf, wo ihr mir jetzt diese Infos gegeben habt, daß die meisten Platten, die bei mir dieses kleine Loch haben, auch keine wirklichen Chart-Stürmer waren (z. B. "Ein Fest für Luzifers Freunde" von Rex Gildo, "Lady Love" und "Ich weiß, du denkst, ich bin ein schlechter Mensch" beide von Michael Holm), obgleich sie heute zu sehr gern gehörten Titeln zählen.

Nochmals vielen Dank für eure schnellen Antworten

Enrico.

Hallo Jörg,
ja genau. Es sind nur die Platten aus dem Ariola-Vertrieb (Hansa, Jupiter, Ariola), die dieses kleine Loch haben. Das mit dem Bohrer, der durch den ganzen Versandkarton gebohrt wurde, wußte ich noch nicht.

Vielen Dank für diese Info, das war mir bisher noch neu.

Liebe Grüße
Enrico.

Jörg Müller hat geschrieben:mit "A" oder "R" zu stempeln

Kleine Korrektur, lieber Jörg. Die meist blauen, kleinen "A"-Stempel auf dem Label (meist bei Singles aus dem EMI-Vertrieb (Electrola, Liberty, Odeon, Columbia) sind keine Remittenden-Stempel, sondern Hinweise darauf, welches die "A-Seite", also das hervorgehobene, vom Rundfunk vermehrt gespielte Stück der Single ist. Viele Singles in den 60ern hatten nämlich ansonsten keine Hinweise darauf, es fehlt auch oft auf dem Label eine Seitenangabe, wie A/B oder 1/2 und auf den Hüllen werden auch oft beide Titel gleichgroß dargestellt, oder zu Titel 1 gab es eine Coverseite und zu Titel 2 dann die andere. Dieses "A" findest Du auf den Hüllen daher so gut wie nie (nur in ganz seltenen mir bekannten Fällen ist eine Titelangabe auf der Hülle mit "A" gestempelt).

Danke, Rudi, wieder was gelernt

Sorry, dass ich nach 12 Jahren diesen Beitrag wieder hoch hole: Heute sah ich in einem alten "Memory"-Heft den Stempel "Ray" auf einem Cover. Was hatte denn das für eine Bedeutung? (Denke wie das "R", aber warum "Ray"??)

Hallo Michael,

Ray steht für Ray Miller. Von ihm habe ich so etliche Platten in meinem Archiv.

Manfred

Hallo in die Runde,
ich habe diesen Stempelaufdruck auf einem Beatles-Cover gefunden.
Würde das heißen, die Single stammt aus dem Besitz von Ray Miller? Ich habe noch Zweifel.
@Michael: In welchen Memory-Heft hast Du eine Abbildung gefunden?
Gruß Hajue

Servus Vectra,

unser Manfred hat sich garantiert wieder mal ein Spässle erlaubt...

Genau diesen Aufdruck meine ich. Der ist in Memory 69 auf Seite 60 am Cover von Margot Eskens "Du lässt Dich nicht seh'n" drauf.

Liebe Grüsse,

Michael

Ja der Humor vom Manfred ist schon etwas speziell

Vielleicht hat es was mit Musterplatten zu tun. Bei meinem Beispiel ist nämlich noch auf der einen Labelseite ein Aufkleber "Unverkäufliche Musterplatte" und auch wieder der Stempelaufdruck "RAY" zu finden.
Gruß Hajue

Das Verwirrende bei Humoristen ist, dass es aber auch stimmen könnte!

Zuerst dachte ich, Manfred meint Platten von Ray Miller - da hätte ich auch einige im Archiv. Aber es könnte eventuell aber auch stimmen. So weit ich weiss war Ray Miller gerne viel als DJ unterwegs und wurde vielleicht auch mit Platten bemustert. Es könnte also durchaus sein, dass Herr Miller alle seine Singles mit diesem Aufdruck markierte. Herr Günther wird uns sicher noch aufklären...

Leider falsch !!!!!

Dieses " RAY " steht für RAY CONNIFF .
Er hat so all die Platten gekennzeichnet deren Titel er mal für sein Orchester samt
Ray Conniff Singers umgesetzt hat.
Wenn es deutsche Titel sind so hat er diese Platten seinerzeit wo er mit dem
SFB Orchester in Berlin aktiv war gekauft, Wie diese Platten dann den Weg zurück
aus USA nach good old Germany gefunden haben ist das wohl verbleibende Rätsel.

Die Annahme, die häufig zu lesen war, daß es sich bei " RAY " um Ray Charles gehandelt haben
soll ist dagegen irreführend.........