Hier der von mir am Samstag in der Musikbar angekündigte Artikel von Wälz Studer, der seinerzeit nicht mehr im memory Magazin veröffentlicht werden konnte.
Manfred
Mal Sondock brachte als DJ das amerikanische Radio-Feeling nach Deutschland. Er war lange Zeit einer der populärsten Radio- und Live-DJ’s Deutschlands. Zwischen 1960 und 1966 nahm er einige Platten auf, von denen sich drei in den Charts plazieren konnten. Danach verlor er viel Geld durch sein Engagement beim Finanzmakler Bernie Cornfeld. Zu Beginn der 70er Jahre versuchte er unter diversen Pseudonymen ein Comeback im Plattengeschäft, was misslang. Sondock fasste aber wieder Fuss als DJ und Produzent. Heute arbeitet als Compilations-Produzent in Köln. Augenfällig bei Sondock ist seine Geschäftstüchtigkeit. Oftmals war er als Sänger und Komponist bei unterschiedlichen Firmen tätig und arbeitete daneben erst noch als Moderator.
von Wälz Studer
„Juanita Banana“ ist die Nummer, mit der Mal Sondock in Verbindung gebracht wird. Es war die letzte Aufnahme unter seinem Namen. Die Karriere im Schaugeschäft hatte ihn kreditwürdig gemacht und Mal wollte richtiges Geld verdienen. 1967 versuchte er sich als Manager im Geschäft mit Geldanlagen in der Firma von Bernie Cornfeld. Ende der 60er Jahre ging diese bankrott. Sondock verlor fast sein gesamtes Vermögen. 1970 stand er mit 36 Jahren ein zweites Mal am Start zu einer Karriere im Schaugeschäft. Diesmal vor allem als Produzent und Autor.
Mal Sondock und Chris Howland sind die beiden Vorzeige-Disc Jockeys im deutschen Schaugeschäft der 50er und frühen 60er Jahre. Ihr Markenzeichen waren der englische Akzent und bewusst falsche bzw. anglisierte Grammatik. Beide fanden dank ihren Radioshows bei Militärsendern den Weg in die deutsche Musikszene. Mal Sondock hat im Gegensatz zu Howland nie den Durchbruch im Fernsehen geschafft. Auch im Plattengeschäft gehörte er nie zur ersten Garde. Er konnte auf der Ami-Welle mitsurfen, zu mehr reichte es nicht. Sondocks Hauptgeschäft blieb bis mitte der 80er Jahre die Moderation von Radiosendungen, wo er in Deutschland lange Zeit Massstäbe setzte. Ein zweites Standbein konnte er sich als Komponist und Produzent aufbauen. Auch hier blieb er aber immer zweite Garde.
Start als DJ in Dallas
Mal Sondock ist gebürtiger Texaner. Er kam am 4. Juli 1934 in Houston zur Welt. In den 50er Jahren finden wir ihn als Studenten an der Universität von Oklahoma City. Nebenbei moderierte er Sendungen für eine lokale Radiostation. Dieser Job brachte ihn in Verbindung mit der Plattenbranche. Sondock übernahm Aufgaben bei einem Label und stieg bei „Roulette“ zum Vertriebsleiter auf. Schliesslich heuerte er beim Top-40-Sender von Dallas als Disc Jockey an. Seine Art gefiel und bevor er 1957 zur Armee eingezogen wurde, war er Programmdirektor von vier Radiostationen.
Beid er Armee war Sondock erst in Frankfurt, dann in München stationiert. Den Dienst leistete er als Moderator beim amerikanischen Soldatensender AFN ab. Nebenbei veranstaltete er sogenannte Record-Hopes, also Tanzanlässe mit Musik ab Platten. „Als ich mit Record-Hopes anfing in Deutschland, kannten die Leute nur Live-Musik. Die Live-Bands aber spielten kaum je die aktuellen Hits, die die Kids am Radio hörten. Die brachte ich ihnen mit meinen Record-Hopes.“ erinnert sich Sondock an die Anfänge seiner Karriere in Deutschland. Diskotheken gab es damals noch keine. Die kamen laut Sondock erst ab 1959 auf, als die Hi-Fi-Technik eingeführt wurde.
Kultsendung „Diskothek im WDR“
Auf den jungen DJ wurde früh Peter Meisel aufmerksam. Dieser brachte Sondock mit den verantwortlichen Leuten von Polydor zusammen. Fazit des Treffens: Sondock organisierte künftig Record-Hopes exklusiv für Polydor. „Eigentlich wollte ich nach der Armee nur ein Jahr in Europa bleiben und mir diesen Aufenthalt mit meinen Veranstaltungen finanzieren“, erinnert sich der Künstler. Bald präsentierte Sondock seine Record Hopes im deutschen Radio. Er moderierte für den WDR und den NDR Musiksendungen. Kultstatus erreichte in den 70er Jahren seine Show „Diskothek im WDR“. Sie wurde nach 18 Jahren Laufzeit 1985 aus dem Programm gekippt. Sondocks Moderationskünste nahm in den 60er Jahren auch das Schweizer Fernsehen in Anspruch, für das er die Sendung „“Hits à Gogo“ präsentierte.
Erste Single als John Miller
Bereits 1959 wurde Sondock für die Schallplatte entdeckt. Unter dem Namen John Miller nahm er für das Billig-Label „Starlet“ die Single „O yes, okay, allright“ auf. 1960 ist Sondocks Stimme bei der Nummer „Gemütlichkeit-Cha-Cha“ des Orchesters Charles Nowa zu hören. Richtig los ging die Plattenkarriere des Mal Sondock im Jahre 1961. Unter der Produktionsleitung von Altmeister Nils Nobach entstanden bis 1963 fünf Singles. Die erste war nebenbei bemerkt 1961 ein Nachzieher von „Pepe“, dem Hit von Willy Hagara und Caterina Valente. Am erfolgreichsten war die Nummer „Hey Annabella Susann“, die 1962 bis auf Platz 16 der deutschen Hitparade vorstiess. Den Markt musste sich Sondock allerdings mit den „Candy Kids“ teilen, die den Titel für ein Konkurrenz-Label aufgenommen hatten. Parallel zu seiner Tätigkeit als Sänger für Electrola profilierte sich Sondock als Plattenproduzent für die Konkurrenzfirma Teldec. Er betreute Aufnahmen von Künstlern wie Lys Assia, Christa Williams, Michael Holm, Bobby Franco oder Gary and the Gamblers.
Hit: „Das Mädchen mit dem traurigen Blick“
Ab 1964 sang der Amerikaner für Polydor Platten ein. Im Sommer des gleichen Jahres kam das Lied „Das Mädchen mit dem traurigen Blick“ auf den Markt. „Yeah, das ist mein grösster Hit“, lacht Sondock, „habe ich mit Mendelson gemacht.“ Die Nummer erreichte Platz 32 in der Hitparade. Auch die folgende Scheibe „Ich mach’ mir Sorgen um Dich“ schaffte den Einzug in die Charts. Die folgenden drei Platten floppten. Erstaunlicherweise gilt dies auch für eine Nummer, mit der Sondock regelmässig in Verbindung gebracht wird: „Juanita Banana“. Sondocks Version konnte sich nicht gegen die Originalfassung der „Peels“ durchsetzen. „Juanita Banana“ war die letzte Scheibe Sondocks unter seinem Namen.
In diese Zeit fällt eine Aufnahme, die Sondock zusammen mit Drafi Deutscher gemacht hat. Unter der Regie von Peter Meisel standen die beiden im Studio und sangen die deutsche Fassung von „You’ve lost that lovin’ Feelin’“ ein. Auf der Platte werden als Interpreten die „Continental Brothers“ genannt.
Intermezzo als Finanzmakler
Nach 1966 zog sich Sondock fast ganz aus dem Schaugeschäft zurück. Einzig seine Tätigkeit beim Rundfunk behielt er bei. Sondock engagierte sich im Finanz-Business. Er stieg beim schillernden Geld-Hai Bernie Cornfeld und dessen Gesellschaft IOS ein. In Kürze beförderte ihn Cornfeld zum General Manager für Deutschland. Als Cornfelds Imperium Ende der 60er Jahre zusammenbrach, verlor Sondock praktisch sein gesamtes Vermögen.
Mit Diskotheken-Auftritten hielt sich der Amerikaner damals über Wasser. Ausserdem produzierte er für Coca Cola eine EP mit Titeln von Dave Dee. Diese verkaufte sich über eine Million-Mal. Weitere Aufträge für Alben mit Oldies folgten. Sondock baute eine eigene Produktionsfirma auf. Er machte Aufnahmen mit Michelangelo, Martin Mann, Jimmy Patrick, den Soulful Dynamics (!), Sam Spence und Johnny Tame. Die Titel für seine Produktionen schrieb er oft gleich selber. Vielfach verwendete er als Autor das Pseudonym „Ronalt“.
Plattencomeback mit Pseudonymen
Sondock hatte sich als Interpret von der Bühne und dem Plattengeschäft verabschiedet. Mit der Arbeit als Produzent kehrte jedoch die Freude am Singen zurück. Anfangs der 70er Jahre machte Sondock unter drei Pseudonymen verdeckte Versuche, die Charts noch mal zu knacken. Den Anfang machten Duettaufnahmen mit Johnny Tame. Dabei verwendete er die Pseudonyme „J&M“ und „Archaeopterix“. Sondock hatte Tame, der später als Partner von Peter Maffay grosse Beachtung fand, als Frontmann von „“Gary and the Gamblers“ kennen und schätzen gelernt. Tame -mit bürgerlichem Namen Uwe Reuss- veröffentlichte Ende der 60er Jahre einige Singles in englisch und deutsch. Er verbuchte damit Achtungserfolge, der ganz grosse Erfolg blieb ihm jedoch versagt. Als Partner von Mal Sondock wollte er ein zweites Standbein aufbauen, ohne seinen guten Ruf als Solist aufs Spiel zu setzen. Gleiches versuchte Mal Sondock. Nach der Pleite mit Cornfeld war ihm nicht nach Publizität zumute. Er wollte sein Comeback im Plattengeschäft ruhig und ohne Aufsehen über die Bühne bringen. Also gingen Tame und Sondock geheimnisumwittert als „J&M“ und „Archaeopterix“ an den Start. Zweiter Partner von Sondock wurde der Amerikaner Jimmy Patrick. Mit ihm produzierte Sondock zu jener Zeit das Debütalbum „Jimmy“ für die CBS. Nebenher nahmen die beiden unter dem Namen „Sunshine“ eine deutsche und eine englische Aufnahme des Georgie-Fame-Titels „Rosetta“ auf. Die Pseudonymschiene gab Sondock 1972 nach einem halben Dutzend Singles auf.
Zu den vielen Aktivitäten, die Sondock im Laufe seiner Karriere entwickelte, gehören auch die Rollen in diversen Spiel- und Musikfilmen. Herausragend ist die Mitwirkung im Streifen „Eine Stadt ohne Mitleid“ mit Kirk Douglas in der Hauptrolle.
Bis mitte der 80er Jahre blieb Sondock als Produzent, Disc Jockey und Tour-Veranstalter gut im Geschäft. Als seine Sendung „Diskothek im WDR“ 1985 abgesetzt wurde, wechselte er für kurze Zeit ins Gastronomiegeschäft. Dieses Experiment floppte ebenso wie die Produktion von Sendungen für Privatradios. Geblieben sind die Musik-Programme für die Fluggesellschaft LTU. Zum Hauptpfeiler der Firma von Mal Sondock hat sich die Zusammenstellung von Compilations für Werbezwecke entwickelt, die er auf dem hauseigenen Label „Premium Records“ herausbringt.
Singles
Columbia
21 706 Pepe
(1961) My Heidelberg Baby
21 844 Ich hab’ kein Geld (Fooling around)
(1961) Das find’ ich nicht schön von Dir (Wings of a Dove)
22 005 Hey Annabella Susann
(1962) Papa o Papa
22 283 Traum (Things)
(1962) Ja, sie war ein heisses Eisen
22 499 Jenny, lass mich geh’n
(1963) Liebe auf den ersten Blick (I can mend your broken Heart)
Polydor
24 282 Weil ich immer noch der alte bin (The Same Old Me)
(1964) Gestern Nacht in Manhattan (Last Night on the black Porch)
52 351 Das Mädchen mit dem traurigen Blick
(1964) Texas Cowboy und Mexico Girl (Texas Leather and Mexican Laca)
52 471 Ich mach’ mir Sorgen um Dich
(1965) Hey, Hallo Baby
52 549 Lass die Sonne nicht seh’n, dass Du
(1965) Ein Haus ohne Fenster
52 639 Schloss und Riegel
(1966) Sie ist fremd hier
52 685 Juanita Banana
(1966) Ich seh’ immer nur Dich
Mal Sondock mit Charles Nowa
Fontana
269 232 Rotterdam Polka
(1960) Gemütlichkeit-Cha-Cha (Gesang: Mal Sondock)
als John Miller (und Benny Sky Combo)
Starlet
45-1613 O yes, okay, allright
(1959) Küss mch nochmal
(Lo Farell, Larsen Brothers)
als Continental Brothers (Drafi und Sondock)
Hansa
18 224 Hab’ ich dein Herz verloren (You’ve lost that lovin’ Feeling)
(1966) Only lonly me
als Archaeopterix (Johnny Tame und Sondock)
Barbarella
(1970) Samstagabend
als J&M (Johnny Tame und Mal Sondock)
Ariola
10 281 Ich sing für dich (I play that Song)
(1971) Alle reden von Liebe
als Sunshine (Jimmy Patrick und Sondock)
CBS
7057 Rosetta
(1971) Einmal werd’ ich dich wiedersehen
Warner Brothers
16 199 When will I see the Light
(1972) Sing your Song
EP’s
Polydor
002 035 Mal Sondock presents Folge 1 (Ausschnitte aus dem
internationalen Polydor-Langspielplatten-Programm)
A new Look in Sound
Tanz- und Unterhaltung
? Mal Sondock presents Folge 2
Musikalische Weltreise
102 005 Mal Sondock presents Folge 3
Golden Award Songs
LP’s
Polydor
47 805 Songs für Mündige
(1964) mit Lale Andersen, Lothar Olias, Mal Sondock u.a.
Gloria
14 073 Western-Songs
(1965) mit Chris Reinhard, Ralf Paulsen, Rangers, Mal Sondock u.a.