Davy Jones (Star Club) und seine Version von "Es gibt kein Bier auf Hawaii"

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waelz
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Davy Jones (Star Club) und seine Version von "Es gibt kein Bier auf Hawaii"

Beitrag von waelz »

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Davey und Davy Jones sind Namen, die häufig im Musikgeschäft auftauchen. Das Interesse hier gilt Davy Jones, der 1965 auf einer Fontana-LP "Es gibt kein Bier auf Hawaii" aufgenommen hat.

Hier erst mal eine Übersicht über verschiedene Künstler, die sich Davey oder Davy Jones nannten.

David "Davey" Jones (*1931) von den "Four Fellows" und später "Rays". Er führte später ein Bar in New York.
Davey Jones, ein R'n'B-Sänger, der sich auch Davey "D-Izzy" Jones und später Dizzy Jones nannte und anfänglich eng mit Henry Stone zusammenarbeitete. Später taucht er im Umfeld von James Brown auf. Er hat Platten veröffentlicht bei Firmen wie APT, Glades, Marlin, Old Town, Blue Rock oder New Breed.
Davy Jones & the Dolphins/Daulphins (auch Davy & the Dolphins) ist ein weisser Musiker und Sänger. Er heisst bürgerlich David Liska. Später trat er als David Liska oder Crossroads featuring David Liska auf.
David und Davy Jones ist Engländer und veröffentliche Singles ab mitte der 60er. Berühmt wurde er als Mitglied der Plastikgruppe "the Monkees".
Davy Jones von the Lower Third nannte sich später David Bowie

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Ausschnitt aus dem Text auf der Rückseited es Covers von "Rockin’ Twist Show"

Nun zum Davy Jones, der in Deutschland "Es gibt kein Bier auf Hawaii" auf eine Rockplatte presste. Er hat Platten in England, Deutschland, den Niederlanden und in Frankreich veröffentlicht. In die Geschichtsbücher ging er ein, weil die Beatles den jungen Künstler bei einem Konzert in Liverpool begleitet haben und dieser Anlass fotografisch bestens dokumentiert ist. Dass der Mann ein hervorragender Sänger war, zeigt sich darin, dass Klaus Doldinger ihn 1965 als Frontmann für seine Band zu den Berliner Jazztagen verpflichtete.

Biografische Informationen über Davy Jones sind schwer zu finden. Er hat selbst viel dazu beigetragen, dass diese Daten ungenau und blumig sind. Begonnen beim Geburtsdatum, das er mit 4. Mai 1944 angegeben hat. 1965 allerdings auf der Live-LP aus dem Kieler Star-Palast sagte er, er sei 23 Jahre alt... Weitergeführt mit seinem Namen. In seiner Zeit in England versicherte er, Davy Jones sei kein Künstlername. In den Niederlanden trat er offenbar als Marius Gerhardus Ferdinand Wilsterman in Erscheinung. Und mit dem verkürzten Namen Marius Wilsterman findet man ihn auch als Autor bei einem Titel, der in Frankreich erschienen ist. Janko Nilovic, sein Kreativpartner in Frankreich, zweifelt, dass Marius Wilsterman sein richtiger Name sei. Davy Jones ist Ende 1969 aus Frankreich abgereist und hat eine Adresse in Canada hinterlassen. Briefe kamen von dort als unzustellbar zurück.

Die vorliegenden Informationen sagen, dass Davy Jones auf den Niederländischen Antillen zur Welt kam. Kurze Zeit später sollen die Eltern nach Kanada und später nach New York gezogen sein. 1959 taucht Davy Jones in England auf. Er erzählt, dass er mit Lavern Baker auf Tour war und zweimal in der Ed Sullivan Show aufgetreten sei. In England erscheinen auf Pye zwischen 1960 und 1962 vier Singles. Mindestens "Amapola / Mighty Man" ist im Sommer 1960 auch in Deutschland veröffentlicht worden, und zwar auf Metronome (Metronome 1413). In Deutschland wurde auf der Metronome-Single sein Name versehentlich mit Davey Jones angegeben. Auf der englischen Single stand Davy Jones.

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Davy Jones begleitet von den Beatles in Liverpool

Nach der Eröffnung des Star-Clubs 1962 in Hamburg verlegte Davy seinen Lebensmittelpunkt nach Deutschland. In den ersten Jahren trat er dort über 120mal auf. Wer im Star Club Erfolg hatte, dem standen die Türen offen, auch jene der Plattenfirmen. 1964 stand Davy Jones erstmals im Studio in Deutschland. Begleitet wurde er von den Blue Sounds, der damaligen Band von Klaus Doldinger in der Besetzung Gudrun Becker und John O'Hara, Chorgesang, Klaus Doldinger, Saxofon, Ingfried Hoffmann, Orgel, Helmut Kandlbauer, Bass, und Klaus Weiss, Schlagzeug. Aufgenommen wurden die beiden Nummern "I'll go crazy" und "(The night time is) The right time".

Im Februar 1965 wurde für "Fontana" ein Konzert im "Star-Palast" in Kiel mitgeschnitten, wo Davy Jones mit der englischen Formation Johnnie Cliff Five auftrat. Neben zahlreichen Hits aus dem Rock- und Rhythm'n'Blues-Bereich ist darauf auch eine Version von "Es gibt kein Bier auf Hawaii" zu hören. Leider habe ich keine Ahnung wie der Schlager in der Machart von Davy Jones klingt.

Doldinger muss die Qualitäten von Davy Jones hoch eingeschätzt haben. Im gleichen Jahr trat er er mit Gastsnger Jones an den Berliner Jazztagen auf. 1966 entstand aus dieser Zusammenarbeit ein zweite Single. Sie enthält die Nummern "King Lonley the Blue" und "Searchin'" und ist auf "Star Club Records" erschienen. Die Interpreten werden mit Paul Nero's (=Klaus Doldinger) Blue Sounds & Davy Jones" angegeben.
Kurze Zeit später entschwindet Davy Jones nach den Niederlanden, wo er mit der Gruppe HET zusammenarbeitet und sie in Pocomania umtauft. Es erscheinen in den Niederlanden zwei Alben und einige Singles. 1968 beginnt er in Frankreich zu arbeiten und erlangt dort in der Zusammenarbeit mit Janko Nilovic seine glanzvollste Zeit. Nach zwei Jahren in Frankreich verschwindet Davy Jones quasi über Nacht und entzog sich auch allen Kontaktversuchen. Selbst Nilovic weiss bis heute nicht, wo Davy Jones abgeblieben ist.

Ich habe hier vor allem das Schaffen von Davy Jones in Deutschland vorgestellt. Eine detaillierte Darstellung findet sich hier:
https://platenkoffer.wordpress.com/2016 ... in-europa/

Sein Erbe in Deutschland

Davy Jones

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1964
Philips 345 619
I’ll go crazy (James Brown)
Original: I'll go crazy - James Brown
(The night time is) The right time (Nappy Brown/Oscar „Ozzie“ Cadena/Lew Herman=Herman Lubinsky)
(Night time is) The right time – Ray Charles with the Raylettes
Begleitung: The Blue Sounds

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1965
Fontana 885 409
Rockin’ Twist Show – „Live“ at the Star-Palast Kiel
A.1. I need your lovin’ / A2 .Summertime / A3. Stand by me / A4. Rip it up / A5. Tossin’ and turnin’ / A6. Dizzy Miss Lizzie
B1. Duke of earl / B2. Sixteens tons / B3. Long tall sally / B4. Your love / B5. I got a woman – Part 1 /
B6. Es gibt kein Bier auf Hawaii / B7. I got a woman

Paul Nero's Blue Sounds and Davy Jones

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1966
Star Club Records 148 566
King lonely the blue (Bob Andriani/Doc Pomus)
Original: King lonely the blue - Emeralds
Searchin‘ (Jerry Leiber/Mike Stoller)
Original: Searchin' - Coasters
Zuletzt geändert von waelz am Samstag 23. Mai 2020, 18:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Re:Davy Jones (Star Club) und seine Version von "Es gibt kein Bier auf Hawaii"

Beitrag von waelz »

Davy Jones singt auf dem Album einzig den Refrain von "Es gibt kein Bier auf Hawaii". Er verwendet den Titel als Stimmungsmacher, weil offensichtlich das Publikum bei den englisch gesungenen Titeln kaum einen Chor bildet. Umso stärker die Reaktion der Leute auf den deutschen Titel. Interessant, dass ausgerechnet ein ausländischer Interpret spürt, dass man das Publikum mit seiner eigenen Sprache besser animieren als mit englisch.
Dank an Werner
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