Habe vor Jahren an einer CD zur Münchner Stadtgeschichte gearbeitet.
In diesem Zusammenhang habe ich nachfolgende Story recherchiert. Leider hat sie mein Vorgesetzter damals rauszensiert. Ich habe sie gerade exclusiv auf meiner website veröffentlicht. Will sie Euch nicht vorenthalten.
Von der Lili Marleen zur Sparkasse
Das kuriose Leben des Rudolf Zink
Den Beruf eines Sparkassenbeamten bekommt Rudolf Zink (1910 – 1983) bestimmt nicht in die Wiege gelegt. Seine Welt ist vielmehr die Musik und das Komponieren von Musik. In diesem Sinne machte er auch Karriere, wird sogar von der Reichsmusikkammer aufgenommen. 1936 lernt er im legendären Münchner Kabarett Simpl die damals noch völlig unbekannte Sängerin Lale Andersen kennen. Zahlreiche Lieder vertont er für sie. So eine frühe Fassung von Lili Marleen. Dem Lied liegt eine Art Gedicht von Hans Leip zugrunde. Es wird, allerdings in einer neuen Fassung von 1939, Weltruhm erlangen und als eines der Lieder mit den meisten Interpretationen in die Geschichte eingehen. Zink unterlegt noch eine Reihe weiterer Texte von Hans Leip mit lyrischen und chansonhaften Melodien – Laß´Mich Gehen, Liebeslied am Hafen, Es fährt ein Schiff.., einmal noch nach Bombay, Der Feldmohn.
Rudolf Zink ist nicht nur ein Freund der Musen, sondern auch der Menschen und der Menschlichkeit. Kein Wunder, dass er sich mit den Ideen der Nationalsozialisten überhaupt nicht anfreunden kann. In einem Brief an einen in Japan weilenden Freund äußert er sich abfällig über das NS-Regime. Unglücklicherweise wird der Brief abgefangen. Zink beteuert seine Unschuld und unterschreibt gezwungenermaßen eine regimefreundliche Erklärung. Allerdings verbannt ihn die Reichsmusikkammer aus ihren Reihen. Die Machthaber trauen ihm nicht über den Weg. Politisch unzuverlässig – so lautet der Gestapo-Vermerk unter seinem Führungszeugnis. Zur besseren Observierung weist man ihm eine Position in der öffentlichen Verwaltung zu – bei der Münchner Sparkasse. Für die Sparkasse erweist sich dieser aufdoktrierte Schachzug der Nationalsozialisten langfristig als Glücksfall. Zink macht in der Nachkriegszeit als allseits beliebter und unkonventioneller Chef des Betriebsrates Karriere in der Sparkasse. Früher komponierte er Messen, später, bei der Sparkasse komponiert er Tarifertragsregelungen, die im gesamten Bundesgebiet Echo finden. Für seine zukunftsweisenden personalpolitischen Initiativen erhält er 1976 das Bundesverdienstkreuz. Auch, dass die Münchner Sparkasse in den schönsten Ecken Oberbayern Erholungsheime für die Mitarbeiter erwirbt, geht mit auf seine Initiative zurück.
Der Kontakt zu Lale Andersen reißt nie ab. Mit ihr steht er zeitlebens in Briefkontakt. Einmal organisiert er sogar einen Auftritt der Sängerin auf einer Betriebsversammlung der Sparkasse. Heute hat mir noch ein alter Sparkassenkollege erzählt, dass Zink damals, im Jahr 1983 am Königsee in den Bergen, nahe dem Mitarbeiterhotel für das er gekämpft hat, verstorben ist.
Auch wenn diese Tatsache eher wenig bekannt ist – Lili Marleen und der Name Rudolf Zink werden für immer miteinander verbunden sein.
Von Lili Marleen zur Sparkasse
- Francois
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Von Lili Marleen zur Sparkasse
Die Feder ist die Zunge des Geistes - Cervantes