Walter Bruno und die „Die Vier vom Jeneral“

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waelz
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Walter Bruno und die „Die Vier vom Jeneral“

Beitrag von waelz »

Walter Bruno hat nach heutigen Erkenntnissen nur eine Single veröffentlicht. Sie blieb damals unbeachtet. Seinen grossen Auftritt hatte er als Zeuge beim Verfahren um die Entlassung von Generals Kiessling Ende 1983.

Bild

1969
Flower Records BMD 0001
Bloody Mary (deutsche Aufnahme) (Dirk "Dick" Swaneveld/Pieter Puister/Tom Poederbach/Loek Zagwijn/Hans-Albert Wichert)
Original: Bloody Mary - Tom & Dick
Hoch in den Bäumen (Peter Douven/W. Wichert/Hans-Albert Wichert)
Original: Hoog in de bomen - Familie Douven

Walter Bruno geriet 1983/84 im Zuge der Affäre um General Günter Kiessling in die Schlagzeilen. Damals hatte Verteidigungsminister Manfred Wörner den General in den vorzeitigen Ruhestand versetzt. Ursache waren Gerüchte, wonach Kiessling homosexuell sei. Homosexualität galt in hohen Rängen des Militärs als Risiko, weshalb Kiessling abdanken musste. Im Zentrum der Affäre standen vier Zeugen aus dem Umfeld des Schwulenclubs "Tom Tom" in Köln. Zu ihnen gehörte auch Hans-Albert Wichert, der Chef des Etablissements. Hans-Albert Wichert ist der bürgerliche Name des Sängers Walter Bruno. Die Anschuldigungen liessen sich nicht erhärten, so dass Kiessling wieder in sein Amt eingesetzt wurde.

Auf dem Höhepunkt des Wirbels kündigte der Sänger Jürgen Zeltinger an, dass er einen Song veröffentlichen werde mit dem Titel "Die Vier vom General". Zeltinger, der im "Tom Tom" verkehrte, liess sich für die Promotion des Titel in Generaluniform vor dem Club ablichten. Der Song ist in der Folge nie erschienen und Wichert wurde um einen Eintrag in die Geschichte der Popmusik geprellt.

Interessant sind die Zeilen, die der "Spiegel" über Hans-Albert Wichert damals schrieb:

"Wichert gibt sich gern als Jeck. Vor der Kießling-Affäre war er schon einmal halbwegs populär: Mitte der 60er Jahre trug er im Erftkreis nahe Köln zu Karnevalszeiten Frohgesinntes vor, und er machte auch eine Platte. Titel: "Ming Tant, die hätt ene Elefant". Danach wechselte er die Jobs - Künstleragentur in Bergheim*, Reisebüro in Bedburg, Immobilien, eine Bar und als Gefährt einen weinroten Mercedes 450, alles ein bißchen zu schnell und zu groß.“ (Spiegel 4/1984)

Hans-Albert Wichert soll also mitte der 60er Jahre bereits eine Schallplatte veröffentlicht haben. Unter welchem Namen ist nicht bekannt. 1969 dann wohnte er in Bergheim und produzierte Schallplatten für das Label "Flower Records". Auf der Rückseite der Singles dieses Labels suchte er unter seinem Porträt nach Nachwuchskünstlern. Dank diesem Bild ist klar, dass Hans-Albert Wichert und Walter Bruno ein- und dieselbe Person sind.


Bild Bild

Bleibt offen, auf welchem Label und unter welchem Namen die Nummer "Ming Tant, die hätt ene Elefant" erschienen ist.
rdvriese
Beiträge: 2
Registriert: Donnerstag 17. Juni 2021, 13:57

Re: Walter Bruno und die „Die Vier vom Jeneral“

Beitrag von rdvriese »

Hallo,

Ihre Informationen waren sehr hilfreich für meine Recherche zu Flower Records für Discogs. Eine ganz interessante "petite histoire" auch.

Es ist mich ja klar, dass Wichert die gleiche Person ist wie der Sänger "Hans Albert": https://www.discogs.com/artist/4730129-Hans-Albert-2

Nur der Titel seines "Hits" war im Spiegel-Artikel falsch geschrieben: "Die Tant' Die Hat 'nen Elefant" statt "Ming Tant, die hätt ene Elefant". (Letzteres ist vielleicht eher Mundart aus Köln?) Siehe auch den Hinweis auf Tom Tom auf der anderen Seite.

Er war auch Produzent für verschiedene deutsche (oder niederländische?) Beat-Gruppen: https://www.discogs.com/artist/9523114- ... rt-Wichert
(Informationen habe ich Heute neu Hinzugefügt.)

Ich hoffe, dies kann auch Ihnen weiterhelfen.
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