Horst Heinz Henning und seine Pseudonyme

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waelz
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Horst Heinz Henning und seine Pseudonyme

Beitrag von waelz »

Horst Heinz Henning: Verwirrung um Pseudonyme
Horst Heinz Henning hat viele grosse deutsche Schlager komponiert, hat Stars wie Mary Roos, Lena Valaitis oder Ramona produziert. Für seine Arbeit verwendete er eine verwirrende Fülle von Pseudonymen. Viele sind bekannt. Hier decken wir einige neue auf und zeigen, wie für den gleichen Titel oft unterschiedliche Autorenangaben eingesetzt wurden. Ergänzungen sind willkommen

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Horst Heinz Henning hat folgenden knappen Wikipedia-Eintrag:
"Horst-Heinz Henning (* 15. Juli 1920 in Gotha; † 25. Juni 1998 in Sautens) war ein deutscher Schlagerkomponist, Texter und Produzent. Er komponierte viele bekannte Schlager in den 1950er, 1960er und 1970er Jahren, etwa "Der Mann am Klavier" für Paul Kuhn, "Das hab’ ich in Paris gelernt" für Chris Howland oder "Zwischen Heute und Morgen" für Mary Roos. Außerdem produzierte er das Hellberg-Duo."
Bild Der Musiker, Komponist und Produzent Horst Heinz Henning

Horst Heinz Henning war ein rühriger Mann. Er komponierte, textete und produzierte. So schrieb er unter anderem für Detlev Lais "Es wird ja alles wieder gut" oder entdeckte Mary Roos und Ramona. Henning hat auch selbst Platten besungen. Bekannt ist mindestens eine: 1959 veröffentlichte er als Leo Steinbach auf "Bella Musica" die Single "Kirchweih in Siebenbürgen/Egerländer Hoppsassa.

Bild
Horst Heinz Henning als Sänger unter dem Namen "Leo Steinbach".

"Bella Musica" wiederum ist von Horst Heinz Henning gegründet worden. Henning verwendete eine verwirrende Anzahl von Pseudonymen. Andererseits schrieb er Titel, setzte aber statt seinem Namen, den Namen eines Strohmannes bzw. einer Strohfrau ein.

Verbürgte Pseudonyme für Horst Heinz Henning sind:
Jonny Breake
Hans Maro
Nico Maroni
Leo Steinbach
Kann bewiesen werden anhand des Titels „One-Two-Three“ von Mary Roos.
Auf Lochcover werden als Autoren aufgeführt: Armin Rusch, Carolus Presto und Leo Steinbach.
Die Gema nennt als Autoren: Armin Rusch, Carolus Presto und Horst Heinz Henning.

Gema-Angaben zu "One-Two-Three"
PRESTO, CAROLUS Komponist
RUSCH, ARMIN Komponist
HENNING (CH), HORST HEINZ Textdichter

Lochcover der Single ""One-Two-Three"
Bild

Heinz Therningsohn
Luis Warner
Heinz van Dugen
Friedrich Wille
Victor Waldin
Kann bewiesen werden anhand von "Fehler hat jeder" von Mary Roos.
Auf dem Lochcover stehen als Urheber Marcus Hech, Ralf Arnie, Victor Waldin.
Die Gema führt als Urheber auf: Ralf Arnie, Marcus Hech, Horst Heinz Henning.
Don Nenghin
Dieses Pseudonym wird in amerikanischen Unterlagen dem Texter Karl Schnell zugeschrieben.
Bei verschiedenen Titeln kann nachgewiesen werden, dass das Pseudonym Don Nenghin für Horst Heinz Henning steht. Am klarsten aufzeigen lässt sich dies beim Titel „Darf’s ein bisschen mehr sein“, gesungen von Jupp Schmitz. Auf der Platte wird Jupp Schmitz Schmitz als Komponist und Don Nenghin als Texter aufgeführt. Die Gema listet als Autoren aber Jupp Schmitz und Horst Heinz Henning auf.

Gema-Angaben zu "Darf's ein bisschen mehr sein"
SCHMITZ (DE 1), JUPP Komponist
HENNING (CH), HORST HEINZ Textdichter

Angaben auf der Platte zu "Darf's ein bisschen mehr sein" (Titel 1)
Bild

Nachweisen lässt es sich auch bei Titeln „Ich bin dein“ von Mary Roos und „Alles wunderbar“ von Ulla Norden.

Bisher unbekannte Pseudonyme von Horst Heinz Henning
Paul Bode
Alexander Brix
Frank Eiben
Oscar (auch Oskar) Langenfeld
Kann nachgewiesen werden anhand des Titels "Das Lied vom braven Mann", gesungen von Ulla Norden. Auf dem Lochcover wird Oscar Langenfeld als Texter aufgeführt. Die Gema erwähnt als Texter Horst Heinz Henning.

Gema-Angaben zu "Das Lied vom braven Mann"
HENNING (DE), HORST HEINZ Komponist
HENNING (CH), HORST HEINZ Textdichter

Lochcover der Single "Das Lied vom braven Mann"
Bild

Max Laus
Kann bewiesen werden anhand des Titels: „Der Tischler und das Bettgestell“ von Jupp Schmitz. Auf der Platten werden Jupp Schmitz als Komponist und Max Laus als Texter angegeben. Die Gema führt als Komponisten Jupp Schmitz, als Texter Horst Heinz Henning.

Gema-Angaben zu "Der Tischler und sein Bettgestell" (TTitel 5)
SCHMITZ (DE 1), JUPP Komponist
HENNING (CH), HORST HEINZ Textdichter

Angaben auf der Platte zu "Der Tischler und sein Bettgestell"
Bild

Lilo Steinbach
Kann nachvollzogen aufgrund unterschiedlicher Angaben zu „Der Hase und der Igel“ bei der Gema und auf einer Liste von Werken von Horst Heinz Henning aus dem Jahre 1986.
Angaben Werkliste zu „Der Hase und der Igel“:
Musik: Kay Farmer, Carolus Presto, Lilo Steinbach; Text: Horst Heinz Henning
Angaben Gema zu „Der Hase und der Igel“:
Musik: Kay Farmer, Carolus Presto, Viktor Waldin; Text: Horst Heinz Henning
Lilo Steinbach=Victor Waldin. Victor Waldin=Horst Heinz Henning (siehe oben)
Lilo Steinbach wiederum ist auch eine Sängerin. Der Sänger Hans-Uwe Schneider sang mit ihr als Partner im Duo Steinbach. Er sagte sie sei die Frau von Horst Heinz Henning gewesen. Sie habe ledig Lilo Steinbach geheissen und verheiratet Lilo Henning.

Namen, die nur im Zusammenhang mit Horst Heinz Henning auftauchen sind:
Georg Altheim
Hans Chrislin
Chris Exwell
Oscar Heusenau
Carl Lomen
Max Mainzel
Alle diese Pseudonyme werden Christina Neuhausen zugeschrieben.

Besonders knifflige Pseudonyme sind May Mainzel und Hans Chrislin. Beide Pseudonyme werden zwar Christine Neuhausen zugeordnet. In einigen Fällen lauten allerdings die Rechte laut Gema auf Horst Heinz Henning. Dies kann für Max Mainzel nachgewiesen werden bei den Titeln „So wie alles kommt und geht“, gesungen von Lena Valaitis und „Eine weisse Perle“, gesungen von Ruby Manila. Auf dem Lochcover von „So wie alles kommt und geht“ stehen als Autoren Heinz van Dugen und Max Mainzel. Die Gema verzeichnet als Urheber von Text und Musik einzig und allein Horst Heinz Henning.

Gema-Angaben zu "So wie alles kommt"
HENNING (CH), HORST HEINZ Komponist
HENNING (CH), HORST HEINZ Textdichter

Angaben auf dem Lochcover zu "So wie alles kommt"
Bild

Auf dem Lochcover von „Eine weisse Perle“ sind als Urheber Max Mainzel und Horst Heinz Henning aufgeführt. Die Gema schreibt Text und Musik von „Eine weisse Perle“ einzig und allein Horst Heinz Henning zu.
Einen weiteren Hinweis liefert die Nummer „Weit ist das Meer und schön ist die Welt“. Auf der Originalplatte von Will Höhne ist Luis Warner als Autor angegeben. Die Gema weist die Rechte Horst Heinz Henning und Max Mainzel zu.
Auch das Pseudonym Hans Chrislin wird zwar Christine Neuhausen zugeschrieben, steht aber in manchen Fällen für Horst Heinz Henning. So steht auf dem Lochcover der Single „Aus dunkelrot wird rosa“ von Mary Roos, dass Erwin Lehn und Hans Chrislin die Nummer geschrieben haben. Die Gema notiert als Urheber jedoch Erwin Lehn und Horst Heinz Henning!
Das bedeutet, dass die Pseudonyme Max Mainzel und Hans Chrislin auch für Horst Heinz Henning stehen.

Ähnliche Phänomen tauchen bei den Titeln „Es wird ja alles wieder gut“, „Der Mann am Klavier“ und „Das hab ich in Paris gelernt“ auf.
Auf dem Lochcover von Detlev Lais‘ Single „Es wird ja alles wieder gut“ aus dem Jahre 1952 sind Horst Heinz Henning und Helmut Andreae als Autoren erwähnt. Die gleichen Autoren sind in Hennings Werkverzeichnis von 1986 zu finden. Die Gema allerdings führt als zusätzliche Textautorin Christine Neuhausen auf. Bei Horst Winters Version heisst die zusätzliche Texterin Chris Exwell(!), womit das Pseudonym auch gleich geknackt ist.

Gema-Angaben zu "Es wird ja alles wieder gut"
HENNING (DE), HORST HEINZ Komponist
ANDREAE, HELMUT Textdichter
NEUHAUSEN, CHRISTINE Textdichter


Angaben auf Lochcover der Single "Es wird ja alles wieder gut"[/img]
Bild

Angaben auf der Kassette "Super Oldies" (Titel A4)
Bild
Dasselbe Spiel läuft ab bei der Nummer „Das hab ich Paris gelernt“. Auf Chris Howlands Original-Single wird Horst Heinz Henning als Autor aufgeführt. So steht es auch im Werkverzeichnis von Henning. Die Gema hingegen fügt Chris Exwell als zusätzliche Textautorin an.
„Der Mann am Klavier“ mit Originalinterpret Paulchen am Klavier ist laut dem Lochcover von Horst Heinz Henning und Heinz Therningsohn geschrieben worden. Die Gema zählt Christine Neuhausen zu den Rechteinhabern hinzu.

Man kann vermuten, dass Horst Heinz Henning die Werke geschrieben hat, später aber Christine Neuhausen in die Rechte eingesetzt hat. Laut Dietrich Heitz war Christine Neuhausen die Lebenspartnerin von Horst Heinz Henning.
Zuletzt geändert von waelz am Freitag 4. November 2022, 18:12, insgesamt 5-mal geändert.
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Re: Horst Heinz Henning und seine Pseudonyme

Beitrag von waelz »

Ich haben einen Input bekommen: Horst Heinz Henning hat als Henry Holland 1956/57 zwei Singles in Frankfurt aufgenommen.
Vielleicht kann jemand die Aujtorenangaben ergänzen.


1956
Elite Special 9252-45
Rock and Roll (Rolf Gehring/Hein Ludwig=Heinrich Prinz)/Heinz Therningsohn=Horst Heinz Henning)
Es scheint am Tage die schöne Sonne

Bild
1957
Elite Special 9276-45
HENRY HOLLAND
Ich hab' eine Rock and Roll Frau (Moose Charlap/Bob Hilliard/Heinz Therningsohn)
Original: Billy Eckstine Condemned for life (with a rock and roll wife)
Eisbein mit Sauerkraut
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Re: Horst Heinz Henning und seine Pseudonyme

Beitrag von waelz »

Dank dem Buch "1000 Nadelstiche" bin ich auf eine weitere Henning-Single gestossen. Sie ist unter seinem richtigen Namen Horst Heinz Henning auf Bellaphon erschienen, und zwar 1977, und nicht wie im Buch erwähnt, 1975.

Bild
1977
Bellaphon 11 381
Ein kleines Haus am Arsch der Welt (Horst Heinz Henning/Max Mainzel)
Die Seite "B" (Horst Heinz Henning)
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Re: Horst Heinz Henning und seine Pseudonyme

Beitrag von waelz »

Zwei wichtige Ergänzungen:
Horst Heinz Henning hat als Autor auch das Pseudonym "Joseph Stadelmayr" benutzt.
Ausserdem hat er als Sänger unter dem Namen "Casimir" -zum Teil auch "Kasimir"- Platten veröffentlicht. Die Angaben zu Hans Uwe Schneider stimmen deshalb nicht!
Unter anderem hat er als Casimir den Titel "Xantippe" eingesungen. Er ist erschienen auf dem Album "Schlager Alphabet XYZ".

Singles

Bild1965
Casimir und seine lustigen Freunde
Bella Musica 299
...und der schneeweisse Busen war halb nur bedeckt (Joseph Stadelmayr/Heinz Therningsohn)
...und weils so schön war (Wiederholungswalzer) (Horst Heinz Henning)
Interpreten: Die Nussknacker

Bild
Casimir und seine Freunde
19??
Metronome 299
0,8…was hab‘n wir da gelacht (Horst Heinz Henning/Heinz Schumacher)
Eine Autofahrt ist lustig (Heinz Therningsohn/Horst Heinz Henning)

Weitere Songs auf LP's: "Beim ersten Mal", "Das Mädchen Lolita"
Spremmi
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Re: Horst Heinz Henning und seine Pseudonyme

Beitrag von Spremmi »

Hallo,

"Das Mädchen Lolita" erschien in der gleichen Aufnahme wie auf der Metronome-LP "Nur für Herren" (HLP10.051) auch wie folgt:

Henning Brückner und die Juke-Band:
A: Das Mädchen Lolita
B: Isabella
Weltklasse Supertone
D.
SU132

Beste Grüße

Christian
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Re: Horst Heinz Henning und seine Pseudonyme

Beitrag von waelz »

Und hier noch weitere Pseudoynme von Horst Heinz Henning:
Karl Filtz
Johann Strauner
Christoph Nendeln
Stefan Boris
Frank Tomizzi
Carolus Presto*
Charly Quick*

*Wie erwähnt, Horst Heinz Henning schrieb oft Nummern, setzte aber andere Leute als Urheber ein. Oft gab in solchen Fällen seinen Anwalt Karl Schnell an. Für ihn verwendete er dann die Pseudonyme Carolus Presto oder Charly Quick. Offensichtlich war auch Don Nenghin ein Alias, das er auf Schnell münzte.

Auch für Christine Neuhausen gibt es noch weiter Pseudos:
Franco Rafani (Texte für Vanua Levu)
Jo Silversen
Conductor
Beiträge: 4
Registriert: Dienstag 20. Mai 2014, 18:10

Re: Horst Heinz Henning und seine Pseudonyme

Beitrag von Conductor »

Hallo zusammen.

Meine Herren... den ganzen Input muß man erstmal verarbeiten :P

Aber mal eine Frage an die Fachleute:

Diese ganze Pseudonymreiterei... was bringt die am Ende ein?
Die GEMA wird die Tantiemen eh nur einen Punkt abführen.

Bei dem Team um Heino kann ich's verstehen... die Produktionen waren
damals in der Fachwelt nicht immer ganz unumstritten... der Textdichter war
Richter und da war es manchmal einfacher sich hinter einem (Sammel)-Pseudonym zu verstecken.

Nur haben die Pseudonyme für H.H. Henning einen tieferen Sinn oder lediglich "Spass an der Freud"?
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Re: Horst Heinz Henning und seine Pseudonyme

Beitrag von waelz »

Im Allgemeinen werden Pseudonyme benutzt,
- wenn jemand einen Exklusivvertrag mit einem Verlag/Produktionsfirma besitzt und parallel dazu für einen anderen Verlag oder eine Produktionsfirma tätig ist.
- wenn jemand für eine Musikrichtung schreibt, die als schlüpfrig zu benennen ist oder fernab von seinem bekannten Stil
- wenn jemand auf einer LP viele oder alle Titel geschrieben hat, dies aber nicht offenlegen will (was bei Henning ein wichtiges Motiv war).
Im Fall von Horst Heinz Henning kommt hinzu, dass er im Laufe seines Lebens in Deutschland, der Schweiz, in Österreich und in Kroatien gewohnt hat. Er war/ist Gema-, Suisa- und AKM-Mitglied. Bei jeder Urheber-Gesellschaft hat er andere Namen angemeldet. Ausserdem hat Henning ganz offensichtlich statt seiner selbst in mindestens zwei Fällen andere Begünstigte eingesetzt. D.h. er hat den Song zwar geschrieben, ein Teil des Geldes fliesst aber an einen oder eine Dritte. Das Geld fliesst so nicht in eine Kasse...
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