Zarah Leander + "Wir wollen niemals auseinandergeh'n"

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francon1973

Zarah Leander + "Wir wollen niemals auseinandergeh'n"

Beitrag von francon1973 »

Eine Frage an die Zarah Leander-Experten:

Im Booklet einer CD (ich glaube, "Axel an der Himmelstür - ORF Aufnahmen") habe ich die äußerst interessante Anekdote gelesen, dass Zarah Leander ihren langjährigen Wegbegleiter Michael Jary darum gebeten hat, das von ihm geschriebene Lied "Wir wollen niemals auseinandergeh'n" in die deutsche Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest tragen zu dürfen. Mit Hinweis auf ihr Alter habe Jary dies jedoch abgelehnt und das Lied der jungen Heidi Brühl gegeben, worauf Zarah Leander mit ihm gebrochen habe. Später sollen die beiden sich jedoch wieder versöhnt haben.

Leider schweigt sich das Booklet über das weitere Schicksal der Verbindung Lied + Zarah Leander aus. Hat die schwedische Legende dieses Lied denn später doch noch aufgenommen (evtl. bis heute unveröffentlicht), oder zumindest ins Programm ihrer Live-Konzerte eingebaut?

Jan
Fünfzigerjahresänger
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Re: Zarah Leander + "Wir wollen niemals auseinandergeh'n"

Beitrag von Fünfzigerjahresänger »

Hallo,

es gibt das Buch „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n“, das so eine Art gemeinsamer Biographie von Zarah Leander und Michael Jary ist. Die Autorin ist Micaela Jary, die Tochter von Michael Jary. Nach den dortigen Ausführungen ist es so, dass vom Hessischen Rundfunk Kompositionsaufträge für die deutsche Grand-Prix-Vorentscheidung vergeben wurden. Michael Jary komponierte das Lied und lieferte auch die Titelzeile. Der Text stammt von seinem langjährigen Partner Bruno Balz. Balz versuchte in diversen Gesprächen Zarah Leander als Interpretin des Liedes durchzusetzen, aber Jary lehnte ab, nicht allein aufgrund ihres Alters sondern in Verbindung mit ihrer deutlich schwindenden Popularität. Sie zog nicht mehr.

Schließlich fiel die Entscheidung als Interpretin auf die junge Heidi Brühl, die dann bei der Vorentscheidung den zweiten Platz belegte. Es war zunächst nicht vorgesehen, dass das Lied auf Platte herausgebracht wurde, da Zweifel am Hitpotential bestanden. So kam es, dass die erste Schallplattenaufnahme von Mady Riehl (später ZDF-Ansagerin und Mitglied der „Dalli-Dalli“-Jury“) stammte. Erst kurz danach nahm auch Heidi Brühl das Lied für eine Plattenveröffentlichung auf – und erreichte damit eine Goldene Schallplatte.

Wohl 1960 kam es zu einer von Zarah Leander initiierten Aussprache mit Jary, weil sie erfahren hatte, dass Jary sie als Interpretin abgelehnt hätte. Jary teilte ihr mit, dass er sich eine jüngere Interpretin vorgestellt hätte, worauf Leander dann das Gespräch beendete und gegangen ist. Das war wohl die letzte Begegnung zwischen Zarah Leander und Michael Jary. Von Versöhnung kann also nicht die Rede gewesen sei. Zu Jarys Partner Bruno Balz hielt die Leander aber weiterhin Kontakt.

Nach meiner Einschätzung dürfte Zarah Leander „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n“ niemals aufgenommen haben. Es dürfte ihrem Ego nicht entsprochen haben, ein Lied aufzunehmen, für das sie ursprünglich abgelehnt wurde.

Als sie schon einmal Jahre vorher eine „Funkstille“ mit Michael Jary hatte, verbannte sie in dieser Zeit auch Jarys Lieder aus ihren Live-Auftritten. Damals kam es jedoch wieder zu einer Versöhnung.

Nach 1960 hatte Zarah Leander keine Jary-Kompositionen mehr aufgenommen (abgesehen 1973 von einer „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n“-Aufnahme für die damals in Mode kommenden Nostalgie-Fernsehshows).

Viele Grüße

Günter Schiemenz
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